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Gedanken zurück zu den Anfängen!

Erzählungen und Geschichten vom Fischwasser...
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Roland
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Gedanken zurück zu den Anfängen!

Beitrag von Roland » 19. August 2018, 13:24

Die Gedanken gehen zurück in meine Kindheitstage. Ich hatte für mich das große Glück, die Leidenschaft Angeln mit in die Wiege gelegt bekommen zu haben. Das lag zum einen daran, dass mein Vater damals die Angelfischerei, hier vor allem die Kunst des Fliegenfischens, mit großer Begeisterung ausübte. Und zum anderen gibt es ja einen fischreichen Fluss die Ilm, welche sich direkt durch meine Heimatstadt Kranichfeld hindurchschlängelt. Zwei Voraussetzungen, die es mir leicht machen sollten, später einmal selbst dieser Passion zu huldigen.
Noch heute sehe ich die Ilm als einen klaren Fluss voller Hahnenfußgewächse vor mir, zwischen denen man eine Vielzahl Regenbogen-, Bachforellen und Äschen beobachten konnte. Oft war ich damals mit meinem Vater an der Ilm anzutreffen. Die meiste Zeit jedoch verbrachte ich in jenen Tagen als Kescherträger meines fischenden Vaters, der ab und an mal die ein oder andere an der Fliege zappelnde Forelle aus ihrem Element herausholen durfte.

Mit den Jahren wuchs in mir der Wunsch und vor allem die Lust, den Fischfang selbst zu betreiben. Nicht selten kam es in jener Zeit vor, das ich "bewaffnet" mit einem Weidenstock, woran die benötigte länge Angelschnur befestigt war, sowie ein paar Fliegen, welche sich zu Hause fanden, meine ersten selbstständigen Erkundungsgänge ans Fischwasser unternahm. Wie alt ich damals genau war kann ich heute mit Bestimmtheit nicht mehr sagen. Sicher ist jedoch eines, das es vor meiner Schulzeit war.

Es gab damals noch ein folgenreiches Schlüsselerlebnis, bei dem ich mit dem Virus Angelfischerei nachhaltig infiziert werden sollte, so dass ich bis zum heutigen Tag nicht mehr davon loskomme.

In den ersten Schuljahren verbrachten wir Kinder unsere Sommerferien oft an der polnischen Ostseeküste. Es gibt dort ein kleines, verträumtes Fischerdorf, mit einem wunderschönen Waldsee, wo wir öfters zum Baden hingingen.
Es waren die Angler an dem See zu denen ich mich magisch hingezogen fühlte! Ich kann mich äußerst gut daran erinnern, als wäre es gestern gewesen:

Mein 7. Geburtstag. Ich hatte einen Wunsch frei, wo ich darum bat, zum See und seinen Anglern gehen zu dürfen. Man erfüllte mir meine Bitte. Überglücklich eilte ich hinunter und bekam von den dortigen polnischen Anglern meine ersten eigenständigen Anleitungen im Bezug auf die Angelfischerei. Das wertvollste allerdings an jenem Tag, man schenkte mir eine Angel, mit der ich dann die ersten selbst gefangenen Plötzen und Rotfedern an Land ziehen durfte.
Ein Ferienerlebnis, welches bis heute in mir tief verwurzelt ist, dass meine Liebe zur Natur und zum Fischen stark geprägt hat und mich mein ganzes Leben lang voller Dankbarkeit in jene Kindheitstage zurückblicken lässt.

Die Ilm mit ihren Fischen hat mich schon immer so in ihren Bann gezogen, dass ich nicht mehr von Ihr los kommen sollte. Wenige Jahre später, im Alter von 9 Jahren, bin ich dann im Anglerverein meines Heimatortes aufgenommen worden. Zu dieser Zeit war ich mir sicher, dass ich von Beginn an die Kunst der Fliegenfischerei erlernen wollte. So wie ich es bei meinem Vater oft gesehen habe. Auch wenn es am Anfang nicht immer ganz einfach war, die Technik des Werfens zu erlernen, dauerte es aber nicht sehr lange bis sich die ersten Erfolge einstellten. Seit Mitte der 70iger Jahre übe ich das Fliegenfischen nun mit großer Leidenschaft aus. Es gibt für mich persönlich nichts Besseres, als mit der Fliegengerte in der Hand in den landschaftlich schönsten Gegenden heimatlicher Natur, so manchen Bach oder Fluss zu erkunden.

Die Kunst der Fliegenfischerei bedeutet für mich persönlich weitaus mehr, als nur ans Wasser zu gehen um Fische in reicher Anzahl zu erbeuten. Die Passion Fliegenfischen ist wurde für mich zu einer Lebensphilosophie, wobei es mir in aller ersten Linie um das Gesamtverständnis gegenüber der Natur mit ihrer vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt geht.

Meine Vorliebe bei der Ausübung der Kunst der Fliegenfischerei beruht auf traditionellem Boden. Das heißt für mich ganz persönlich, dass zu meinen großen historischen Vorbildern unter anderem die englischen Fliegenfischer: John Horrocks, Alfred Ronalds, F.M. Halford und G.E.M. Skues zählen, auf deren Grundlagen die feine Art der Fliegenfischerei gründet. Was für ein Erlebnis kann es doch sein, wenn man der steigenden Forelle oder Äsche ein täuschend ähnlich ausschauendes Imitat eines Insektes anbietet, das gerade am und auf dem Wasser anzutreffen ist? Oder dem Fisch, der sich auf Nymphen spezialisiert hat, die zum Schlüpfen an die Oberfläche des Wassers unterwegs sind? Für mich gibt es in der Fliegenfischerei nichts schöneres. Draußen am Wasser zu sein, im Schoß von Mutter Natur, alles um sich herum mit allen Sinnen erleben und genießen. Die Alltagssorgen hinter sich zu lassen, um sich auf das wesentliche zu konzentrieren. Das Leben kann so schön sein!

Viele Jahre sind seit damals durchs Land gezogen, als ich mit Kindesbeinen das erste mal an den Ufern dieses Flusses stand und meinem Vater bei der Ausübung der Fliegenfischerei über die Schultern schaute.
Und wenn ich heute an "meiner" Thüringer Ilm zum Fischen unterwegs bin, dann ist es immer noch da, dieses Gefühl der Verbundenheit mit diesem Fluss, der mich in seinen Bann zog, viel gelehrt und nicht mehr losgelassen hat.
Fliegenfischen ist eine Tätigkeit, die es einem Mann gestattet, in Frieden und Würde mit sich allein zu sein.

John Steinbeck

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Re: Gedanken zurück zu den Anfängen!

Beitrag von dryflyonly » 19. August 2018, 15:46

Hallo Roland,

sehr schöner Bericht alter Erinnerungen von dir. Danke! Ja, davon kann man lange zehren. Sind sicher wunderbare Erlebnisse, Stunden und Tage gewesen.
Was habt ihr damals an der Ilm für Gerät gefischt? Rolle, Rute, Schnur etc.
Hast Du noch ein paar Schmuckstückchen aus der Zeit?
Würde mich echt interessieren.
Wünsche dir weiterhin viel Freude am Wasser, und natürlich ganz besonders an der Ilm.

Herzliche Grüße
Sigi

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Re: Gedanken zurück zu den Anfängen!

Beitrag von Oldy43 » 19. August 2018, 16:30

Ist doch wunderschön sich erinnern zu können, schon in Kindheitstagen durch die doch eigenartigen Art der Jagd auf Flossenträgern, mit dem Fliegenfischervirus Bekanntschaft gemacht zu haben. Inzwischen scheint das Fusselwerfen für Dich ebenso eine Obsession zu sein wie für viele andere hier.
Danke für die Zeilen über Deinen interessanten fischereilichen Werdegang!
Immer eine stramme Leine
wünscht Dir
Rudolf
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Re: Gedanken zurück zu den Anfängen!

Beitrag von Willi » 19. August 2018, 16:53

Sehr schöne Kindheitserinnerungen!
Wer hat keine? Ich weiß noch gut, wie ich als 4-Jähriger meinem Vater keine Ruhe mehr gelassen habe und er mir dann meine erste, eigene Rute gekauft hat. Jahre später versuchte sich mein Vater dann erstmals am Fliegenfischen. Ein guter Freund führte ihn in diese Kunst ein. kurz darauf befand sich die erste Fliegenrute in unserem Rutenwald und natürlich musste mein Vater diese mit mir teilen und das Erlernte auch mir vermitteln. So kam ich zum Fliegenfischen.
Die Rute habe ich übrigens immer noch. :D

Gruß, Willi
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Re: Gedanken zurück zu den Anfängen!

Beitrag von Roland » 19. August 2018, 18:20

dryflyonly hat geschrieben:
19. August 2018, 15:46
Hallo Roland,

Was habt ihr damals an der Ilm für Gerät gefischt? Rolle, Rute, Schnur etc.
Hast Du noch ein paar Schmuckstückchen aus der Zeit?
Würde mich echt interessieren.
Wir haben damals mit Hohlglas Fliegenruten aus Sebnitz gefischt, 2.40m lang und recht flott beieinander. Als Rolle gab es die gute, alte Libelle, etwas Globig, aber durchaus brauchbar. Bei den Fliegenschnüren hatte es immer etwas Probleme... CFK (Chemiefaserkombinat Schwarza!) Schnüre aus DDR Produktion eher unbrauchbar. Zu steif und ein katastrophaler Memoryeffekt. Hinzu kam, das es diese nur in einer Stärke gab, wenn ich mich richtig erinnere, so in der AFTMA Klasse 6. Dann gab es noch Schnüre aus der Tschechoslowakei, recht fein, sind aber durch ihr Eigengewicht abgesoffen, trotz kräftigen einfetten. Diese waren eher als Sinkschnüre zu gebrauchen.

Wir haben dann für uns etwas ganz besonderes gefunden... Aalschnüre! für die Fischerei... geflochten, in dunkel grüner Farbe, vergleichbar mit den heutigen modernen Seidenschnüren in der AFTMA Klasse 5, Parallel selbstverständlich. Die gab es damals auf 500 Meter Rollen... Diese haben wir mit Bootslack präpariert und dadurch so richtig Wurffähig gemacht. Eingefettet gingen die ab wie Schmitz Katze.

Man musste lediglich etwas erfinderisch sein, da ging es schon ganz gut. (Bei einer der ersten Fliegenfischer Messen, durchgeführt vom Schück Verlag, habe ich damals mit einer Stinknormalen Backingschnur geworfen, wo man der Meinung war, das dies unmöglich sei, da viel zu leicht. Ich sehe noch die verdutzten Gesichter der Zuschauer, die erst der Meinung waren, der Typ da hat ne Macke. Ein Bild für Götter von den umeinander stehenden Profis! Zurückgeblieben aus dieser Zeit, ist heute meine Vorliebe für Phönix Seidenschnüre.

Allerdings, was die Haken betraf, da waren wir echt am Arsch. Die Tschechoslowakischen mit Öhr waren gut, aber meist nur in Silber zu bekommen. Die DDR Haken konnte man vergessen. Da blieb nur die Westverwandtschaft, oder Freunde, die nach dem Westen Reisen durften, denen man den Auftrag gab, bitte was vernünftiges zu organisieren. 8-) Ansonsten, auch aus uns, den ehemaligen Ossis, sind durchaus zünftige Fliegenfischer geworden. :P

Herzlichst Roland
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Re: Gedanken zurück zu den Anfängen!

Beitrag von fliegenbinder » 19. August 2018, 23:02

Hallo Roland,
super erzählt wie du damals in deiner Jugend zum Fliegenfischen gekommen bist. Sind doch immer wieder schön die Erinnerungen an längst vergangene Tage!
Auch das mit dem Gerät ist eine interessante Geschichte. Es geht oder ging ja auch ohne Hi-Tech.
Danke für diesen herrlichen Beitrag!

Gruß, Karl

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