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Erinnerungen und Ausblick - Der Herbst kommt... und mit ihm die Äschenfischerei!

Erzählungen und Geschichten vom Fischwasser...
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Roland
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Erinnerungen und Ausblick - Der Herbst kommt... und mit ihm die Äschenfischerei!

Beitrag von Roland » 25. August 2018, 12:39

An der lieblichen Uhlava am Rande des Böhmerwaldes!



Auf der Fahrt aus dem Tal der Otava am frühen Morgen über den Kamm des Böhmerwaldes, bekomme ich schon einen kleinen Vorgeschmack auf die tristen, vor uns liegenden Herbsttage. Dichte Nebelschleier verhüllen die Landschaft um mich herum. Schemenhaft, eher gespenstisch stehen die alten, von Wind und Wetter zerzausten Bäume am Wegesrand, eingehüllt vom grauen Nebel.
Doch soll es heute aus der Sicht der Meteorologen noch ein schöner, goldener Spätherbsttag werden. Die letzten wärmenden Sonnenstrahlen dringen durch das bunte Laub der sich schon lichtenden Baumkronen. Raschelnd fallen die Blätter von den Bäumen und künden den Herbst mit seinen grauen Tagen an.
Mein Weg führt mich an die Uhlava, einen kleinen, verträumten Wiesenfluss am Rande des Böhmerwaldes.
In unmittelbarer Nachbarschaft zur nur wenige Kilometer entfernt liegenden Kreisstadt Klatovy, nehme ich Quartier in einem kleinen Landhotel, das direkt am Fluss gelegen ist.
Von der Brücke über die Uhlava lasse ich den Blick flussauf und flussab schweifen und halte Ausschau nach steigenden Äschen. Lange dauert es nicht, bis ich die ersten zart zerfließenden Ringe auf der Wasseroberfläche des Flusses wahr nehme. Immer wieder steigen zwischen den abtreibenden Blättern Äschen nach den zahlreichen kleinen grauen Eintagsfliegen.
Die Uhlava zählt für mich schon seit vielen Jahren zu einem meiner Lieblingsgewässer, an dessen Ufern ich immer wieder gerne den scheuen Äschen und Forellen nachstelle.


Der Fluss


Die Uhlava (zu deutsch: Angel) hat ihren Ursprung auf dem 1202m hohen Spicak, in der nähe des kleinen böhmischen Urlaubsortes Zelezna Ruda. Auf ihrer Reise in nördlicher Richtung wird die noch junge, wilde Uhlava, durch einen Stausee gebändigt. Relativ begradigt fließt sie dann unterhalb des Staudammes in Richtung Nyrsko, einem kleinen Städtchen am Fuße des Böhmerwaldes.
Außerhalb der Stadt, weiter Richtung Klatovy, hat dieses kleine Flüsschen seinen natürlichen Charakter wieder zurückgewonnen. Windungsreich, bei einer Breite zwischen 5-10 Meter fließt die Uhlava durch Wiesen und Agrarland. Ihre Ufer sind gesäumt von Laubbäumen, überwiegend Erlen, Weiden und Eichen. Abwechslungsreich und nicht immer leicht zu befischen, bietet dieser kleine Fluss dem Fliegenfischer spannende Stunden bei der Ausübung seines Hobbys. Tiefe Gumpen, Rieselstrecken, ruhig dahinfließende, bis zu 3Meter tiefe Flussbereiche, sowie unterspülte Ufer sorgen für Abwechslung. Und gerade in den Bereichen, wo der Fluss auf längeren Streckenabschnitten dicht zugewachsen ruhig dahinfließt und ein Begehen mit Stiefeln oder Wathose nicht möglich ist, steht der Fliegenfischer nicht selten vor schwierig zu lösenden Aufgaben.
Zum Forellenfischen ist die Strecke von Nyrsko bis nach Janovice nad Uhlavou sehr zu Empfehlen. Hier findet sich die Äsche noch nicht in den Stückzahlen, bei denen man von einer guten Äschenfischerei sprechen könnte. Nur vereinzelt kommt dieser edle Fisch hier oben vor. Anders schaut es da schon ab der Ortschaft Janovice aus. Von da weg zählt die Äsche zu der Hauptfischart. Forellen werden eher seltener erbeutet. Man soll sich aber nicht täuschen lassen. Jedes Jahr werden hier einige Bachforellen teilweise ein ganzes Stück über die 40cm Marke gefangen.
Ab Janovice wird der Fluss dann etwas breiter und die Äsche findet beste Lebensverhältnisse. Nur wenige Kilometer weiter flussab befindet sich das kleine, verträumte Dorf Dolny Lhota, an dessen Wehr die für Gäste zu befischende Salmonidenstrecke endet.


Die Äschen steigen


Regelmäßig zerfließen zarte Ringe auf der Oberfläche des Flusses. Kleine grauolivfarbene Eintagsfliegen treiben wie kleine Segelschiffchen ab. Immer wieder kommen die Äschen vom Grund des Flusses zur Oberfläche, um sich ein Insekt nach dem anderen einzuverleiben.
Ich knüpfe an meine 12er Vorfachspitze eine kleine 18er CDC Fliege an und serviere diese dem mir am nächsten steigenden Fisch. Das Kunstinsekt setzt wie eine Schneeflocke auf und wird auch schon nach wenigen Sekunden von einer Äsche genommen. Es sind nicht die größten ihrer Art, dafür sind die Äschen in diesem Wasser trotz ihrer geringen Größe recht kämpferisch und vor allem außergewöhnlich schön gezeichnet.
An diesem Tag können eine Vielzahl steigender Äschen meinem trügerischen Kunstinsekt nicht widerstehen. Die Durchschnittsgröße der hier lebenden Äschen liegt so um die 26-30cm. Doch kann ich an diesem Tag auch einige Exemplare um die 40cm erbeuten. Allerdings haben die Äschen um die 40cm in diesem Gewässer keine besonders hohen Stückgewichte. Diese sind relativ schlank, aber trotzdem gut genährt.


Nahrungsangebot


Es könnte so aussehen, das es mit dem Nahrungsangebot für die Fische in der Uhlava nicht zum Besten bestellt ist. Gerade die Äschen hier im Fluss vermitteln diesen Eindruck. Rank und schlank!
Doch wenn man sich die Insektenwelt am und vor allem im Wasser einmal genauer betrachtet, so ist man überrascht über die Artenvielfalt die hier vorherrscht. Eine große Anzahl verschiedener Eintagsfliegen (im Frühjahr kommt die Maifliege in nicht geringer Stückzahl vor), über Köcherfliegen und verschiedene Arten von Steinfliegen sind in und an der Uhlava Zuhause. Immer wieder begegnet man im späten Frühjahr die bei uns relativ selten gewordene große Steinfliege, die einen wie ein Helikopter entgegenflattert.
Aber nicht nur Insekten stehen den Forellen und Äschen hier als Hauptnahrung zur Verfügung. Dreht man größere Steine im Fluss um, so findet man schon hier und da mal die ein oder andere Koppe. Auch eine Vielzahl von Elritzenschwärmen konnte ich an sonnigen Tagen immer wieder beobachten. Vielleicht liegt es ja gerade an diesen Bachbewohnern, das die Bachforellen, welche man hier immer wieder einmal überlisten kann, nicht die schmalsten sind.
Und an dieser Stelle sind wir auch schon bei der Auswahl der Fliegen angelangt, die man hier an der Uhlava unbedingt bei sich haben sollte.
Angefangen im zeitigen Frühjahr, haben sich bei mir die fast überall gängigen Nymphenmuster bewährt. Das heißt, das alle Nymphenmuster die ich bei uns an den Mittelgebirgs- und Niederungsflüssen verwende, an der Uhlava genau so fängig sind. Goldkopfnymphen gehen hier ebenso gut wie Ritz oder Arthofer Muster. Besonders wirkungsvoll sind diese allerdings in den Größen 14-16.
In den Sommermonaten schwöre ich persönlich auf alle Imitationen von Köcherfliegen, da diese zur Sommerzeit die Hauptnahrung der steigenden Forellen und Äschen darstellt. In der Maifliegenzeit können die Kunstfliegen der Trockenen dann allerdings schon etwas größer ausfallen.
Im Verlauf des Jahres werden hier an der Uhlava, wie überall, die Insekten kleiner. Im Spätherbst kann es dann schon einmal passieren, das eine 20er Midge noch um ein paar Nummern zu groß ist.


Klatovy


In den Jahren 1260-63 wurde Klatovy (Klattau) als königliche Stadt auf dem Handelsweg von Böhmen nach Bayern gegründet. Im Jahre 1419 haben die Bürger der Stadt das Kloster geplündert. Danach entwickelte sich Klattau zu einer bedeutenden Bastei der Hussiten. Später unterstützten diese den damaligen König Jiri Podebrad. Im Jahre1547 ist Klattau an der 7. Stelle der reichsten Städte Böhmens aufgeführt.
1620 besetzte das kaiserliche Heer Klattau und der Besitz wurde konfisziert. Die Bewohner der Stadt haben sich aber auch in dieser schwierigen Zeit nicht unterkriegen lassen und das Leben ging geregelt weiter.
Im 17. Jahrhundert wurde im Barockstil eine der bedeutendsten Apotheken erbaut, die heute zu dem Weltkulturerbe der UNESCO zählt. Um das Jahr 1813 brachte man den Samen von Nelken aus Nancy in die Stadt und hat hier, somit den Grundstein für die sich entwickelnde Tradition der Nelkenzucht gelegt.
Besonders sehenswert in dieser Stadt ist für mich immer wieder der historische Stadtplatz mit seiner Barocken Jesuitenkirche, in den Jahren 1655-75 erbaut, den Katakomben und vor allem dem Schwarzen Turm, von dem aus man einen wunderschönen Rundblick auf die Stadt und den nahen Böhmerwald genießen kann.
Heute zählt Klatovy zu einer der schönsten Städte in Böhmen.


Gastlichkeit


Das kleine Landhotel "Rual" befindet sich, wie schon erwähnt, nur wenige Meter von der Uhlava entfernt. Von Klatovy erreichen Sie dieses Gasthaus, wenn man von dort aus in Richtung Nyrsko fährt. Wenige Kilometer von Klatovy befindet sich nach rechts weg das kleine Dorf Dolny Lhota. Wenn Sie diese kleine Ortschaft durchfahren haben, kommt man zu einer kleinen Brücke über die Uhlava. 50Meter weiter sind Sie dann am Landhotel Rual.
In einfachen Zimmern, ohne großen Komfort, kann man hier Quartier nehmen. Der Preis für die Übernachtung mit einem reichhaltigen Frühstück ist mit etwa 25,- € mehr als moderat.
Abends hat man die Möglichkeit in der gemütlichen Gaststube bei einem Glas Wein oder einem frisch gezapften Bier den Tag in aller Ruhe ausklingen zu lassen.
Fliegenfischen ist eine Tätigkeit, die es einem Mann gestattet, in Frieden und Würde mit sich allein zu sein.

John Steinbeck

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Re: Erinnerungen und Ausblick - Der Herbst kommt... und mit ihm die Äschenfischerei!

Beitrag von fliegenbinder » 25. August 2018, 15:06

Wieder ein sehr ausführlicher Bericht von Dir Roland.
Wenn man den liest, merkt man sofort welches Herzblut von Dir in der Fischerei steckt. Ich habe beim durchlesen ein Kribbeln in der Hand gespürt und hätte am liebsten sofort die Koffer gepackt um dorthin aufzubrechen. Ist ja von mir nur zirka 120-130 Km entfernt.

Herzlichen Dank für diesen wunderschönen Bericht!

Beste Grüße
Karl

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Re: Erinnerungen und Ausblick - Der Herbst kommt... und mit ihm die Äschenfischerei!

Beitrag von Willi » 25. August 2018, 20:56

Servus Roland!
Ein Bericht, wie aus einem Reiseprospekt. Vielseitige Informationen perfekt aufgelistet. Eine Freude dies zu lesen und den Inhalt aufzusaugen!

Danke und Gruß,
Willi
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Re: Erinnerungen und Ausblick - Der Herbst kommt... und mit ihm die Äschenfischerei!

Beitrag von Oldy43 » 25. August 2018, 23:13

Servus Roland,

danke für diesen ausführlichen Bericht über Dein fischereiliches Jagdrevier.

Nach den Durchlesen musste ich sofort Google Maps konsultieren und na ja...

4h30Min. und 433km quer durch die Tschechei, pffff ein weiter Weg.

Liegt jedoch eher Grenznahe und vermutlich nicht gar so eine weite Anreise für Dich.
Immer eine stramme Leine
wünscht Dir
Rudolf
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Re: Erinnerungen und Ausblick - Der Herbst kommt... und mit ihm die Äschenfischerei!

Beitrag von nixn44 » 26. August 2018, 08:23

ein toller Bericht, da juckt es einem sofort in den Finger... ab an Wasser :-) Hast du vl auch ein paar Bilder für uns??

lg Nicolas
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Re: Erinnerungen und Ausblick - Der Herbst kommt... und mit ihm die Äschenfischerei!

Beitrag von Roland » 26. August 2018, 10:40

Hallo Nicolas,

Bilder habe ich, muss ich aber erst heraussuchen. Bei meinen Beiträgen lasse ich die Fotos gerne weg, diese lenken oft zu sehr vom Text ab. Aber ich schau mal wo ich die CD mit den Bildern habe.

Herzlichst Roland
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Re: Erinnerungen und Ausblick - Der Herbst kommt... und mit ihm die Äschenfischerei!

Beitrag von Roland » 26. August 2018, 20:22

Oldy43 hat geschrieben:
25. August 2018, 23:13
Liegt jedoch eher Grenznahe und vermutlich nicht gar so eine weite Anreise für Dich.
Von mir aus ca. 160 km. Maximal 2 Stunden Fahrzeit, das lohnt sich für mich aber immer. Bin meist für 2-3 Tage vor Ort. Deshalb: stets einen Besuch wert!

Einen schönen Abend Euch allen.

Herzlichst Roland
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Re: Erinnerungen und Ausblick - Der Herbst kommt... und mit ihm die Äschenfischerei!

Beitrag von Roland » 26. August 2018, 20:26

nixn44 hat geschrieben:
26. August 2018, 08:23
Hast du vl auch ein paar Bilder für uns??

lg Nicolas

Hallo Nicolas,

habe die Bilder noch nicht gefunden. Wenn diese auftauchen, melde ich mich hier...

Gruß Roland
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Re: Erinnerungen und Ausblick - Der Herbst kommt... und mit ihm die Äschenfischerei!

Beitrag von nixn44 » 27. August 2018, 08:23

nur keinen stress, ich würde mir nur ungefähr ein "Bild" von dem Flüsschen machen. auf Google findet man da nix gscheites!!
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