Der Clubfisch des Jahres 2024 ist die Nase
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Frage an die Tenkara Experten...

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Frage an die Tenkara Experten...

Beitrag von dryflyonly » 20. Mai 2019, 14:58

...oder besser an den Tenkara Experten.

ein Freund von mir bekommt übernächste Woche eine Tenkara (nicht von mir).
Vor ein paar Tagen rief mich seine Frau an, ob ich ihm dafür ein paar Fliegen wickeln könnte.
Hab's probiert Willi.

Unten 2 erste Muster. Gebunden auf Hanak 130BL #14, sowie Fulling Mill 1310 #12

Nun meine Frage: welchen Hakentyp nimmt man vorzugsweise. Ist eine Schlaufe, wie Du sie am Öhr einbindest von Vorteil?
Und was ist der Sinn dabei?

Hier nun mal meine beiden ersten Muster, die sicher noch Verbesserungsbedarf haben. Soll ja ein Geschenk werden.
Wäre für Deine Tipps dankbar.

Gruß
Sigi
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Re: Frage an die Tenkara Experten...

Beitrag von forelle1 » 20. Mai 2019, 21:09

Hallo Sigi, schöne Fliegen.
Frage: Ich habe noch nie mit der Tenkara gefischt.
Was reizt da die Forellen? Wie muss ich die Fliege führen?
Gruß Hans

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Re: Frage an die Tenkara Experten...

Beitrag von dryflyonly » 20. Mai 2019, 22:07

forelle1 hat geschrieben:
20. Mai 2019, 21:09
Was reizt da die Forellen? Wie muss ich die Fliege führen?
das kann ich dir leider nicht beantworten lieber Hans.
Da ist der Willi der passende Ansprechpartner.
Ich habe lediglich die Zusage gegeben für einen Freund, der mit der Tenkara Fischerei beginnen will, ihm zum
Geburtstag eine Dose Fliegen dafür zu binden. Es sollen so um die 50 Muster werden, in unterschiedlichen Farben und Formen.
Bin auch auf das Urteil von Willi gespannt, ob es zum Verschenken OK ist.
Hier nochmal ein dritter Versuch. Auf Fulling Mill 1710 # 14


Gruß
Sigi
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Re: Frage an die Tenkara Experten...

Beitrag von Oldy43 » 21. Mai 2019, 00:05

Meiner unmaßgeblichen Meinung nach (weil ich kein Tenkarafischer bin), die Sakasa's sehen gut aus!
Immer eine stramme Leine
wünscht Dir
Rudolf
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Willi
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Re: Frage an die Tenkara Experten...

Beitrag von Willi » 21. Mai 2019, 12:14

Die sehen ja besser aus als meine, lieber Sigi! Super gebunden!👍👍👍

Sakasas, oder auch "Reverse Hackle Fly" sind grundsätzlich Nassfliegen. Es sind Phantasiemuster, die keinem lebenden Vorbild entsprechen.
Deshalb ist alles was gefällt erlaubt an Form, Farbe, Größe, usw. Man kann hier viel experimentieren mit Hakenform, und Materialien, dichtem Hechelkranz, oder eher spartanisch, wie bei einem Spider.

Ich selbst binde meist auf Hakengröße 12 bis 8. und verwende alle möglichen Haken und Hakenformen dafür. Etwa Limerick, Wurmhaken, meist aber solche mit weitem Bogen, wie Hanak H360BL, oder H550BL.

Womit wir bei der Schlaufe, dem "Loop Eye" sind. Diese Schlaufe diente ursprünglich dazu, einen haken an das Vorfach zu montieren, da es früher noch keine Haken mit Öhr gab. Der Hakenschenkel lief einfach gerade aus. Auch heute werden diese haken noch produziert und in Japan für Sakasas, aber auch in England für Lachsfliegen gerne verwendet.
Erst später kamen die Haken mit "Plättchen" auf den Markt, gefolgt von den heute meist verwendeten Öhrhaken.

Die Schlaufe bietet, wie bereits erwähnt, die Möglichkeit öhrlose Haken zu verwenden. Somit hat man eine viel größere Hakenauswahl zur Verfügung, als wenn man nur auf Öhrhaken angewiesen ist.
Weiters ist erleichtert das "Loop Eye" auch die Montage an das Vorfach, gerade wenn man so "schaßaugert" ist wie ich. :roll:
Es ist außerdem ein zusätzlicher Farbreiz, denn man verwendet dazu Seide und Garne in verschiedenen Farben.
Nachteil beim Loop Eye ist aber, dass durch das zusätzlichen Material keine kleinen, oder schlanken Fliegen gebunden werden können.

Einige behaupten auch, dass die Beweglichkeit und dadurch die Fängigkeit der Fliege gesteigert ist, was ich allerdings nicht bestätigen kann. Sakasas fangen auch in der "Öhrversion" sehr gut, denn das liegt eher an der richtigen Führung.

Somit sind wir bei der Frage vom Hans.

Der Schlüsselreiz der Sakasas liegt in den nach vorne gebundenen Hecheln. Diese sollten aus eher weichen Federn gebunden werden. Diese Hecheln beginnen zu "pulsen", wenn man die Fliege in Schwingungen versetzt. Wie ein kleines Schirmchen öffnen und schließen sie sich und vermitteln so den Eindruck von Leben.
Dieses "Pulsen" muss aber in der richtigen Geschwindigkeit und Stärke erfolgen, damit sie auch einigermaßen natürlich wirken. Versuche haben gezeigt, dass zu heftiges pulsen sogar eine Scheuchwirkung haben kann.
Was man bedenken muss ist, dass ein kleiner Ruck mit der Rutenspitze, eine große Bewegung an der Fliege hervorruft und zwar um so heftiger, je länger die Rute ist. Hier tut man sich sogar mit einer klassischen Fliegenrute leichter, als mit einer Tenkararute, die ja bis 4m oder länger sein kann. Bewährt hat sich hier ein leichtes klopfen mit dem Finger auf den Blank nach dem Rutengriff. Die sehr feine Aktion der Tenkararute überträgt diese Schwingung dann sehr gut auf die Fliege, die ja bei Tenkara stets im direkten Kontakt ist. (anders als beim westlichen Fliegenfischen ist die Schnur bei Tenkara immer gespannt und man hat somit immer Kontakt zur Fliege.)

Hier seht ihr gut die pulsierende Bewegung und auch den Unterschied von verschiedenen Hechelfedern:
viewtopic.php?f=66&t=166

Hier könnt ihr sehen wie ich das Loop Eye einbinde:
viewtopic.php?f=66&t=83

Ich hoffe euch ein wenig weiter geholfen zu haben, ansonsten einfach fragen. :)

Beste Grüße aus Wels,
Willi
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Re: Frage an die Tenkara Experten...

Beitrag von dryflyonly » 21. Mai 2019, 13:58

Hallo Willi,

erstmal Danke für die Blumen, was die obigen Muster angeht.
Und 1000 Dank für deine ausfühliche Beschreibung der Bindeweisen, sowie für den Einsatz der Sakasas.
Habe mir da nie wirklich Gedanken darüber gemacht wie die Dinger überhaupt gefischt werden.

Werde dann für die Hechel statt Hahn doch lieber Softhackles einsetzen. Leuchtet mir jetzt ein.
Haken mit geradem Öhr habe ich in # 12 - 10 noch zur Genüge.

Hast mir sehr weiter geholfen.

Gruß nach Wels
und Tight Lines
Sigi

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Re: Frage an die Tenkara Experten...

Beitrag von dryflyonly » 21. Mai 2019, 16:40

Jetzt kommen meine Softhackle auch endlich mal zum Einsatz. Whiting Brahma hen mit Chickabou.
Hier nochmal ein Muster mit geradem Hakenöhr.

Denke daran, mir auch mal ne Tenkara zuzulegen. Mal ausprobieren.

Greets
Sigi
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Re: Frage an die Tenkara Experten...

Beitrag von Willi » 21. Mai 2019, 18:51

Auch sehr schön gebunden Sigi!
Übrigens, Sakasas haben eigentlich kein Schwänzchen, ich binde aber selber immer wieder mal eines ein. :mrgreen:
Hauptsächlich verwende ich für die Hechel eine weiche Nacken, oder Bauchfeder vom Ringel- und Jagdfasan. Sehr gut geeignet ist auch das Perlhuhn.

Eine gute Entscheidung, wenn du auch mal mit einer Tenkararute los ziehen willst. Aber bitte informiere dich vorher ein wenig über die Handhabung. Die Würfe sind ja grundsätzlich gleich, wie beim klassischen Fliegenfischen, nur die Wurftechnik ist ein wenig anders.
Beim klassischen Fliegenfischen wird die Rute über das Schnurgewicht aufgeladen und auch die Fliege durch das Schnurgewicht transportiert.

Beim Tenkarafischen hat die Schnur kaum Gewicht, besonders eine Levelline wiegt fast nix. Der Wurf wird durch Technik und Kraft des Wurfarmes und die daraus resultierende Bewegung des speziell aufgebauten Rutenblank ausgeführt. Das erfordert etwas Übung. Wenn du einen geübten Tenkarafischer kennst, kann er dir dies aber in wenigen Minuten bei bringen.
Etwas kritischer ist der Drill und besonders das Landen des Fisches.

Der Rutenblank übernimmt den Drill und fängt die Fluchten ab. Dabei kommt es aber auch auf die Aktion der Rute an, also ob es eher eine weiche (6:4), oder eine harte (8:2) Rute ist. Ein besonderes Augenmerk beim Drill ist der Winkel der Rute zur Schnur. Ab einer gewissen Stellung hat die Rute keine Möglichkeit mehr den Fisch zu bändigen und ein Schnur-, oder Rutenbruch ist die mögliche, ja oft wahrscheinliche Folge.
Deshalb ist es wichtig sich vorher damit auseinander zu setzen. sonst verliert man sicher den Fisch und den Spaß an Tenkara, bevor man überhaupt die Möglichkeit hatte die Faszination dieser Art des Fliegenfischens zu erleben.

Auch die Landung ist gewöhnungsbedürftig und muss unbedingt geübt werden. Die Wurfschnur + Vorfach sind in der Regel um einiges länger, als die Rute selbst. Deshalb sind auch hier eine besondere Technik und die Beachtung bestimmter Umstände die Voraussetzung einer erfolgreichen und fischschonenden Landung.

Also, wenn möglich lass dich persönlich von einem Tenkara-Erfahrenen in die Materie einführen. Geh es langsam an (erst mal kleinere Fische bis 25cm) und dann langsam steigern.
Auch das Gerät muss den Gegebenheiten angepasst und abgestimmt sein. Meine Try330 würde ich z.B. niemals in der Ager einsetzen. Hier ist die Try390, zumindest aber eine Watershield 360 angesagt.

Wie gesagt, alles Erfahrung und ein wenig Vorstudium, denn Tenkara ist halt nicht überall sinnvoll.
Wenn man aber ein paar Punkte beachtet, dann ist es eine feine Fischerei und eine echte Ergänzung zum klassischen Fliegenfischen.

Übrigens, man kann jede Art von Nass- und Trockenfliegen, Nymphen, ja sogar Streamer mit der Tenkararute fischen.

Gruß aus Wels,
Willi
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Re: Frage an die Tenkara Experten...

Beitrag von dryflyonly » 21. Mai 2019, 19:51

Hab Dank für deine Ausführung Willi,

jetzt binde ich dem Andreas erstmal sein Geburtstagsgeschenk, mit dem er dann 4 Wochen die Wasser in Tschechien und Ungarn
unsicher machen will.
Wir haben in unserem FliFi Stammtisch zwar 3 Kollegen, die gelegentlich mit der Tenkara fischen, aber nicht wirklich ernsthaft.

Sollte die Anschaffung einer Rute anstehen, komme ich mit Sicherheit auf dich zurück.
Und vielen Dank für deine PN. Ist sicher hilfreich.

Denke, dass die Tenkara Fischerrei für mich erst mal ein Ausprobieren darstellen würde. Aber man weiß ja nie.

Alles Gute
Sigi

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Re: Frage an die Tenkara Experten...

Beitrag von forelle1 » 23. Mai 2019, 20:39

Hallo Sigi, hallo Willi
erst einmal vielen Dank für die detaillierten Antworten.
Ich konnte aus gesundheitlichen Gründen das Forum einige Tage nicht besuchen, deshalb kommt das Dankeschön etwas später.
Das Tenkara eine eigene Art zu fischen ist, habe ich bisher nicht gewusst.
Ich werde einmal versuchen so etwas ähnliches wie eine Sakasa - Fliege zu binden und dann nach der Beschreibung von Willi einen Versuch bei unseren Bachforellen starten. Eine extra Tenkara - Rute werde ich mir aber nicht zulegen.
Erst einmal ein Versuch mit meiner normalen 4er Rute.
Danke nochmals und ich werde es einmal probieren.
Gruß Hans

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Re: Frage an die Tenkara Experten...

Beitrag von Willi » 24. Mai 2019, 08:00

Servus Hans!
Ich hoffe, es geht Dir wieder besser!
Natürlich kannst du eine Sakasa auch an der "klassischen Fliegenrute" fischen, dass mache ich auch dort wo Tenkara verboten ist. Die Sakasas sind das als Nassfliege ja nicht. ;) Allerdings überträgt eine kurze Fliegenrute das Pulsen meist anders, als eine Tenkararute.
Besser ist es hier die Sakasa mit der Strömung abtreiben zu lassen und einfach immer wieder mal einen kurzen Stop ein zu legen. Dabei treibt die Fliege nach oben und plustert ebenfalls ein wenig. Die Bisse kommen meist in der Auftreibphase.

Petri und Gruß,
Willi
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