Der Clubfisch des Jahres 2024 ist die Nase
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Saisonanfang 2022 läuft richtig gut!

Für alles was uns im laufe des Jahres interessiert...
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FlifiSepp
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Saisonanfang 2022 läuft richtig gut!

Beitrag von FlifiSepp » 13. März 2022, 20:33

Die Saison bei uns in der Gegend macht in Wirklichkeit keine richtige Pause. Wenn am 31. Dezember die Saison, auch bei den meisten Gewässern endet, gibt es immer noch die Möglichkeit, im Januar und Februar auf Huchen zu fischen. Aber dieses Jahr habe ich die Huchen-Fischerei bleiben lassen. Die Streamer-Fischerei ist nicht so wirklich Meines und letztes Jahr habe ich nicht einmal einen Streamer angebunden.

Aber am 1. März hat bei uns gleich bei mehreren Gewässern die neue Saison begonnen. Klar, daß Äschen noch Schonzeit haben, in Bayern auch die Regenbogenforelle.

Deshalb ein kleiner Bericht (ohne Bilder) zu meinem Saisonbeginn:

1. März. Kein Schmelzwasser trübt die Flüsse bei uns. In den Bergen hat es des Nachts noch deutliche Minusgrade und tagsüber wandert das Thermometer gerade mal so in die niedrigen Plusgrade. Wasser ist glasklar und niedrig, ich strahle über das ganze Gesicht und die Sonne strahlt über den Fluss.
Kurz vor Mittag passiert das Thermometer die Nullgrad-Grenze. Ich bin am Wasser! Lange Unterhose plus Fleece-Hose, Bisonsocken, langärmeliges Short, dicker Fleece-Pulli, Jacke, fingerlose Bison-Handschuhe und eine Wollmütze in verschiedenen Neonfarben von meiner Frau selber gestrickt. Da wird es einem nicht so leicht kalt.

Die erste Stelle, die ich angehen will, ist ein schneller Zug an einer Flußbiegung. Da kann man gut einsteigen und in der Mitte des Flusses watend beide Ufer befischen. Fall von Denkste, da steht schon ein anderer Fliegenfischer im Wasser. Also weiträumig nach unten umgehen, wo der schnelle Zug zuerst rechtsuferig an einer Steinformation vorbei läuft und dann beidseitig in ruhigeres tieferes Wasser übergeht. Trocken- und Naßfliege bleiben erfolglos.
Ab zur nächsten Stelle.

Wieder ein schneller Zug, der sich dann verlangsamt und stellenweise tieferes Wasser führt. Auch hier bleiben Trocken- und Naßfliege erfolglos. Weiter zur nächsten Stelle.
Nach einem großen Wehrgumpen fließt das Wasser, immer schneller werdend, in einen mit großen Steinen durchsetzten, anfangs sehr tiefen, dann immer flacher werdenden Zug.
Umstieg auf eine unbeschwerte Nymphe. Ein guter Fische nimmt die Nymphe, den verliere ich aber nach längerem Drill, ohne zu erkennen, welcher Fisch das war. Zwei kleine Äschen erbarmen sich und bleiben hängen. Wollte den Äschen-Jungendtreffpunkt nich weiter foltern und weiter zur nächsten Stelle.

Nach einem starken Gefälle schießt das Wasser über eine Reihe von großen Steinen in einen sich langsam weitenden Zug. Noch im schnellen Wasser kann ich mit der gleichen Nymphe zwei kapitale Äschen fangen. Zwie gute Regenbogenforellen haken sich im Drill aus. Weiter unten nimmt dann noch eine stattliche Bochforelle die Nymphe.

Schön war´s am ersten Tag in der Saison!

Heute hatte ich den 5. Fischtag der Saison.
Immer noch kein Schmelzwasser. An den ruhigen Stellen des Flusses bildet sich noch Randeis.

Die Fang-Ergebnisse wurden sogar noch besser. Erfreulich ist, daß wir anscheinend immer noch einen guten Äschenbestand haben! Obwohl ich es aufgrund der Schonzeit nicht auf Äschen "angelegt" habe, so waren doch mehr als die Hälfte der gefangenen Fische Äschen. "Gut im Futter" waren sie, in herrlichen Farben!
Die Bachforellen machen sich noch etwas rar, aber das gibt sich vielleicht noch.

Heute habe ich auch noch einen Bachsaibling mit 43 Zentimetern gefangen. Wunderschön farbig, dieser Fisch! Während des Drill leuchten die Flanken im sonnendurchflutenden Wasser und die weißen Flossenspitzen blitzen einem entgegen.
Einige Würfe später und kurz vor dem Landen, hat ein weiterer, diesmal deutlich größerer Bachsaibling, das 18er Vorfach abgerissen. Er wäre sicher der größte bisher von mir gefangene Saibling gewesen. Das Vorfach hatte vielleicht etwas Schaden von den Fischen vorher genommen und ich hätte besser kontrollieren und wechseln sollen.

Fünf Fischtage, vier verschiedene Salmonden-Arten, so wünscht man sich die ersten Fischtage im Jahr!

LG Sepp

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Re: Saisonanfang 2022 läuft richtig gut!

Beitrag von wuzler » 13. März 2022, 22:20

Petri Heil zum erfolgreichen Saisonbeginn. Wenn man diesen herrlichen Bericht liest, juckt es einen mächtig in den Fingern und man möchte doch gleich in die Wathose schlüpfen.
Wünsch dir noch viele gute Fischtage in der neuen Saison!

Gruß, Karl
Tight Lines und gut Zwirn
wünscht Dir
Karl

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Re: Saisonanfang 2022 läuft richtig gut!

Beitrag von tschiste » 14. März 2022, 07:30

Petri Sepp, toller Start in die Saison und ein toll geschriebener Bericht :thumbs_up:
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Re: Saisonanfang 2022 läuft richtig gut!

Beitrag von Pabru » 14. März 2022, 07:51

Petri Heil Sepp!
Toll geschrieben, da braucht es gar keine Bilder um sich das vorzustellen.
Lg.p.
LG. Patrick
<°))))>< <°))))><

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Re: Saisonanfang 2022 läuft richtig gut!

Beitrag von nixn44 » 14. März 2022, 10:14

Petri Sepp, da ist ma ja fast mitten drinn, statt nur dabei *g* Gsd sind unsere Flüsse dank Temperaturen noch sauber. Denke aber, dass wir heuer lange Schelzwasser haben werden!!!

lg Nicki
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Re: Saisonanfang 2022 läuft richtig gut!

Beitrag von zulu6 » 14. März 2022, 12:21

Herzliches Petri heil Sepp!
Ein traumhafter Saisonanfang wie man ihn sich nur wünschen kann.
Schön be- und geschrieben, das lebt man direkt mit. :thumbs_up:

Bei uns ist in den nächsten Tagen eine deutliche Erwärmung biss in mittlere und große Höhen prognostiziert.
Mal sehen, wie stark sich die jetzt anlaufende wärmere Phase auf Pegel und Trübung auswirkt.
Allerdings soll sich danach eh wieder kältere Luft einfinden.

Als ich letzte Woche am Wasser war, war es am Vormittag bis knapp über Mittag schnapsklar,
danach wurde es einen Hauch angestaubt - ein Schauspiel, dass sich wiederholen sollte.
Da zeigte sich schon ein leichter Einfluss der tagszeitlichen Erwärmung.

Schöne Grüße
Jürgen
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Re: Saisonanfang 2022 läuft richtig gut!

Beitrag von FlifiSepp » 14. März 2022, 19:26

Danke für die netten Rückmeldungen!

Morgen und Mittwoch soll es bei uns regnen. Nicht wirklich viel, aber da zu befürchten ist, daß die Temperaturen auch in den Bergen über null Grad steigen wird und es dann auch da in den restlichen Schnee regnet, wird das die Schneeschmelze födern.

Ab Donnerstag soll es nachts wieder unter null Grad gehen. Mal schauen, ob sich dann das Wasser bis zum Wochende wieder für eine sinnvolle Fischerei erholen wird.

Wenn es nur tagsüber in den Bergen taut und es nachts gefriert, dann kommt bei uns das Schneewasser in der Nacht und ist am Morgen "durch".

Letztes Jahr hatten wir so bis in den Mai hinein immer wieder mehrere Tage mit guter Fischerei und damit eine außergewöhnlich lange Frühjahrs-Saison.

Kann aber bei einem frühen Frühlings-Beginn dann schnell für lange Zeit vorbei sein.

Ja, in den Bergen ist noch viel Schnee und wenn die Schneeschmelze so richtig einsetzt, dann kann es für lange Monate mit der Fischerei in unseren großen Voralpenflüssen vorbei sein. Aber es gibt dann ja ganz gute Ausweich-Möglichkeiten.

LG Sepp

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Re: Saisonanfang 2022 läuft richtig gut!

Beitrag von forelle1 » 14. März 2022, 20:15

Servus und Petri Sepp
auch ich möchte dir für deinen gelungenen Saisonauftakt gratulieren und mich für die lebhafte Schilderung bedanken.
Bei deiner Erzählung hat man deine Angeltouren richtig miterlebt.
Ich war auch drei mal abends an unserem Wiesenbach und habe meine frisch gebundenen Fliegen ausprobiert.
Bei uns ist aber das Wasser noch sehr trübe. Ich hatte auch keinen Biss, egal was ich an die Schnur gebunden habe.
Keiner hatte an meinen Trockenfliegen, Nymphen oder Bachflohkrebsen Interesse. Entweder mache ich etwas falsch oder es sind keine Fische im Wasser. Zu meiner Entschuldigung kann ich höchstens sagen, in dieser Jahreszeit hat früher bei anderen Angelmetoden auch nichts gebissen. Ich war auch immer nur alleine am Wasser weil die anderen Mitglieder sagen, jetzt fängt man ja eh nichts. In einer Woche ist dann das Wasser wegen Fischbesatz ( Bachforellen ) gesperrt. Dann sind natürlich wieder welche im Wasser. Ich fange jedoch mit meiner Fliegenrute auch andere Fische wie z.B Aland, Döbel, Regenbogenforellen, kleine Lauben, usw. Ich habe aber noch nie einen Karpfen mit der Fliegenrute gelandet. Wie geht das?
Gruß Hans

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Re: Saisonanfang 2022 läuft richtig gut!

Beitrag von FlifiSepp » 15. März 2022, 02:12

Hallo Hans,

wie man bestimmte Fische nicht fangen kann, weiß ich sehr gut. Beispiele:
1. Lange Monate konnte ich als Anfänger an einem Gewässer, in dem ich jetzt fast immer Fische fange, keinen einzigen fangen.
2. Lange Jahre konnte ich keinen Hecht in einem der besten Fliegenfischer-Gewässer weit und breit fangen.

Beim 2. Beispiel lag es wahrscheinlich daran, daß ich nach wie vor nicht gerne mit dem Streamer fische. Unbeabsichtigt fing ich aber mal einen 94 Zentimeter langen Hecht mit einer Nymphe. Also diesem Zielfisch widersprechen klar meine bevorzugten Angelmethoden.

Beim 1. Beispiel war ich noch Novize beim Fliegenfischen und damals der einzige praktizierende Fliegenfischer an dem Gewässer. Alle Anderen fischten nicht mit der Fliege und meinten auch, daß das mit der Fliege wenig Sinn machen würde.
Tatsache war, daß sich natürlich in Wahrheit sicher viele Fische an meiner Fliege versucht haben. Nicht an den Trockenfliegen, aber den Naßfliegen und unbeschwerten oder beschwerten Nymphen. Denn es ist ein Gewässer, das ein sehr reiches Nahrungs-Angebot hat, aber im Verhältnis dazu eine geringe Fischdichte. Die Fische stehen im Wasser und brauchen nur zu warten, bis ihnen der passende Happen ins Maul treibt. Passt er, wird er geschluckt, ist er verdächtig, wird er schnell ausgespuckt. Da bekommt man als Fischer am anderen Ende der Leine nicht viel mit, wenn die Fliege ausgespuckt wird.
Streamer oder gezupfte Nymphe? Warum sollten sich die Fische das antun, wenn doch gleich mal der nächste Happen direkt vors Maul treibt? Das machen meist nur dumme Besatzfische!
An anderen Gewässern, mit weniger Nahrungsangebot, schwenken die Fische schon mal deutlich zur Seite, nach oben oder unten aus, um Nahrung zu nehmen. Da erkennt man schneller einen Biß oder die Fische haken sich oft auch selbst.
Willst Du also unter solchen Bedingungen Fische fangen, dann ist ein möglichst natürliches Abtreiben der Fliegen und die Bißerkennung das Wichtigste! Genau das ist am Schwierigsten zu vereinen.

Meine (sicher nur sehr rudimentäre und subjektive) Analyse zu Deinem Gewässer:
1. Wenn zu anderen Zeiten das Wasser warm und die Fische aktiver sind, sowie auch andere als Besatzfische gefangen werden, dann sind sie auch jetzt da, sie fliegen nicht von woanders her ein. Also kann man sie auch fangen. Sie fressen auch jetzt, wenn auch weniger und wahrscheinlich ohne sich viel bewegen zu müssen.
2. Natürliche Abdrift (Dead Drift) in der richtigen Tiefe (Fischen stehen oft nicht nur am Grund!) und Bißerkennung sind gerade jetzt das Wichtigste.
Nicht umsonst fangen die richtig guten Czech-/Polnisch-/Frecnh-Nymphenfischer unter solchen Bedingungen sehr gut. Ich persönlich fische diese Taktiken nicht gerne.

An langer Leine angebotene Naßfliegen (wohlgemerkt in Dead Drift!) und Nymphen unter solchen Bedingungen zu richtig zu fischen und dann auch noch die Bisse zu erkennen, ist wahrlich nicht leicht! Die, die einen Bißanzeiger fischen, tun sich leichter, aber auch mit einem Bißanzeiger eine wirklich gute Dead Drift hinzukriegen, ist nicht leicht, kann die Sache aber erleichtern.
*Richte Wahl der Fliege (unbeschwert, leicht oder stärker beschwert), lockerer Wurf", also nicht gestreckt gestreckt abgelegte Leine, permantes Menden (und das je nach Strömung nicht nur flußauf) der Schnur, möglichst ohne daß es bis auf die Fliege "durchgeht", genaues Beobachten auf geringste Reaktionen auf Schnur/Vorfach und schnelle Reaktion sind da gefragt.
Wenn Dir das anfangs Mühe macht, dann nimm´ einen Bißanzeiger! Richtig angewendet kann das eine sehr anspruchsvolle und spannende Fischerei sein. Wesentlich anspruchsvoller, als das Fischen mit der Trockenfliege! Das schreibt jemand, der am liebsten mit der Trockenfliege auch unter nicht sehr Erfolg versprechenden Bedingungen fischt!
Und manchmal geht es gar nicht anders, als mit einem Bißanzeiger zu fischen, wenn man unter bestimmten Bedingungen Fische fangen will. Absatz mit * ersetzt ein Bißanzeiger nicht, es macht nur die Bißerkennung leichter.
Sinngemäß schrieb Charles Ritz: 90% ist Präsentation, 10% ist die Fliege. Zur Präsentation gehört für mich definitiv auch die Taktik.

Freunden gegenüber sollte man ehrlich sein. Ich sehe Dich hiermit als Online-Freund in einem Forum und gehe deshalb so mit dir um, wie ich selber mit Freunden umgehe und wie ich es selber auch will, daß echte Freunde mit mir umgehen. Ich gebe meine ehrliche Meinung wieder:

Du beschäftigst Dich sehr viel mit Fliegenbinden und erschaffst richtige Fliegen-Schönheiten, wahre Kunstwerke!
Kunstwerke gehören "an die Wand", verdienen die Aufmerksamkeit des Betrachters!
Kunstwerke gehören nicht ins Wasser!
Du verwendest viel Zeit für 10% Erfolgsfaktor beim Fliegenfischen. Um Fische zu fangen, ist das pure Zeitverschwendung!
Ich habe auch das Buch von Oliver Edwards und mit viel Zeitaufwand versucht, seine Fliegen nachzubinden. Es waren die schlechtesten Fliegen, die ich je hatte! Deine sind übrigens wesentlich schöner.
Abschließend noch ein dilettantischer ganzheitlicher und entfernt vielleicht sogar philosophischer Ansatz zum Fliegenfischen:
An deutschen Gewässern ist das Töten von Fischen, wenn sie das Mindestmaß erreicht haben, meist vorgeschrieben. Das fällt mir nicht immer leicht. In Österreich ist das anders.
Aber gelegentlich will ich sogar Fische zum Essen entnehmen. In so einer Phase ging mir ein außergewöhlich guter nicht heimischer Fisch an den Haken. Er kämpfte ausdauernd und taktisch gut, ich mußte wirklich alles anwenden, was ich bisher gelernt hatte, um ihn vor meine Füße zu bringen.
Seine kräftigen Farben leuchteten in der Sonne. Ich brachte es nicht übers Herz, diesen Fisch, diese transformierte Eleganz und Schönheit, die alle Gefahren überstanden hatte, so groß zu werden, profan "eins über die Rübe zu hauen".
Vorsichtig ausgehakt, blieb er noch einige Sekunden neben mir stehen. Ich hatte den Eindruck, daß er mich anschaute. Langsam und elegant bewegte er sich, den Blick immer noch mit zugewandt, in Richtung Hauptströmung, um dann mit kräftigen Flossenschlägen zu entschwinden.

Und jetzt stell´Dir mal vor, ein Fisch steht in langsamer Strömung an einem guten Standplatz. Eine Deiner Kunstwerke schwebt auf diesen Fisch zu, der nicht wirklich Hunger hat, weil er schon regelmäßig leicht zu fressende Beute verspeist hat.
Er hat Zeit, die Fliege zu betrachten. Instinktiv weiß er, daß gleich mal wieder der nächste Happen vorbei schwimmen wird, für den er nur das Maul öffnen muß.
Könnte es sein, daß er es nicht übers Herz bringt, ein so schönes Kunstwerk zu fressen? Vielleicht "vergeudet" er sogar etwas Energie und Zeit, etwas mit der schönen Fliege mitzuschwimmen, um sie näher und länger betrachten zu können? "Schwimm weiter, Du schönes Wesen," geht vielleicht durch seinen Kopf?
Auf der Anderen Seite des Flusses stehe aber etwas später ich mit meinen häßlichen Fliegen und der Fisch nimmt diese, weil er den vorigen Energieverlust aufholen will. Das war sein Fehler, denn jetzt hängt er an der Leine. Aber wir fischen in Österreich und ich lasse ihn in seinem Element.

Tja, das waren jetzt lange Ausführungen. Nicht online-konform! Aber meine Gedanken bei zwei Gläsern gutem Rotwein.

LG Sepp

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Re: Saisonanfang 2022 läuft richtig gut!

Beitrag von tschiste » 15. März 2022, 07:54

Tolle Zusammenfassung, bzw. Ausführung, vielen Dank Sepp.
Aber wieso nicht onlinekonform?! es spiegelt deine Erfahrung und deinen Zugang zum Fliegenfischen wieder, nix beschönt, nix verteufelt, also ich finde Ehrlichkeit immer onlinekonform ;) :thumbs_up:

Lg
Christian
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Re: Saisonanfang 2022 läuft richtig gut!

Beitrag von FlifiSepp » 15. März 2022, 08:07

Hallo Christian,

danke für Deine nette Rückmeldung!

Mit online-konform war die Länge des Posts in einem Forum gemeint. Da wird ja oft nur sehr kurz gepostet. Geht auch oft, aber nicht immer. Manchmal ist es komplexer. Fliegenfischen ist so komplex, dass schon sehr viele Bücher darüber geschrieben wurden. Zudem ist jedes Buch nur zum Teil hilfreich, da es nur sehr subjektiv auch nur einen Teil dieser Komplexität abdecken kann.
Weiters ist es für den Leser nicht einfach zu erkennen, was in einem Buch für ihn in seinem jeweiligen persönlichen Entwicklungsstadium und für seine jeweiligen fischereilichen Gewässer-Situationen relevant/richtig sein könnte.
Das gilt natürlich auch für das, was ich schreibe, auch das ist subjektiv und kann ganz anders sein, als ich es aus meinem persönlichen, subjektiven Blick-Winkel sehe.

LG Sepp

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Re: Saisonanfang 2022 läuft richtig gut!

Beitrag von zulu6 » 15. März 2022, 08:46

Lieber Sepp, vielen Dank gerade für deine aus deiner Sicht nicht online-konformen (?) ausgibigen Ausführungen.
Genau so soll es sein in einem Forum.
Mag sein, dass auf verschiedenenen Messengerdiensten oder Social-Media-Plattformen die Länge tatsächlich wenig konform sein kann,
aber das Forum ist genau der Platz für detaillierte, manchmal philosophische, oder freundschaftliche etc., jedenfalls ausführlichere Worte.
Besonders, wenn diese völlig stressbefreit bei einem guten Glas gespendet werden.

Noch eine Anmerkung zum Wiesenbach:
Hab selber in meinen Revieren vom Besatzfisch bis zum Wildfisch alles vertreten und wie ihr vielleicht mitbekommen habt, auch einige verschiedene Fischarten, die ich neben den Salmoniden auch gerne befische.
Hier möchte ich besonders den Döbel erwähnen, der ja von Hans auch genannt wurde.
Stattliche Döbel konnte ich bei meinen Eröffnungsstreifzügen beobachten.
Die wurden auch mit Trockenen angeworfen, viel probiert, wieder abgelassen, später zurück, erneut probiert.
Aber viel mehr als ein kurzes Inspizieren war nicht.
Tja und das war die vergangenen Jahre auch ähnlich - ab etwa Mitte/Ende Juni waren sie dann wie ausgewechselt und nahmen bereitwillig die Döbelfliegen.
Was ich noch regelmäßig beobachten konnte ist, dass wenn sich Barben zum Laichen versammeln, also ein großer Rogner und ein paar Milchner im Schlepp, dann stehen unmittelbar dahinter oft Trupps von Döbeln und hauen sich die Wampe mit dem frischen Laich voll.

Bei Barben hab ich ähnliche Erfahrungen, dass sie erst nach der Laichzeit wirklich gut beißen.

Sumna summarum möcht ich damit sagen, dass evtl. auch an deinem Wiesenbach die Zeit dieser Fische erst noch kommt.

Schöne Grüße
Jürgen
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Re: Saisonanfang 2022 läuft richtig gut!

Beitrag von FlifiSepp » 15. März 2022, 12:31

Alle Fische als Kaltblüter brauchen bei niedrigeren Temperaturen weniger Nahrung. Das heisst, dass sie weniger fressen, aber nicht, dass sie nichts fressen.
Deshalb tritt auch in einem Wiesenbach genau der Effekt ein, den ich beschrieben habe:
Für die geringe benötigte Nahrung muss der Fisch nur das Maul aufmachen, wenn der passende Happen direkt auf ihn zuschwimmt. Wenn der Happen ein paar Zentimeter weiter entfernt schwimmt, ist der Fisch jetzt nicht bereit, diese aktiver zu nehmen. Also wieder Thema Präsentation und Bisserkennung!

Bei steigenden Temperaturen reicht das Nahrungsangebot direkt vor der Nase dann nicht mehr aus und der Fisch muss aktiver Nahrung aufnehmen. Damit ist er auch leichter zu fangen.
Resümmee: Wenn man leichter Fische fangen will, dann ist die Zeit noch nicht gekommen. Wenn man jetzt Fische fangen will, muss man die richtige Taktik/Präsentation anwenden.

Jetzt wäre die Zeit, die Präsentationen/Taktiken am Wasser zu üben. Denn wenn man es kann, dann fängt man auch mehr und sogar größere Fische, wenn es jahrszeitlich leichter geht, diese an den Haken zu bringen.

Denn selbst ein grosser Fisch, der gerade einen anderen Fisch verspeist hat, tut sich sehr schwer, einen leckeren Nachtisch zu verschmähen, wenn er unverdächtig direkt aufs Maul zutreibt und er dieses nur noch aufmachen muss. Aber wenn ich jetzt nicht erkenne, dass die Fliege im Maul des Fisches ist, dann spuckt er die Fliege wieder aus, wenn er seinen Irrtum erkennt. Der Fischer, der den Biss nicht erkennt, der wird sagen: „Heute geht halt nichts“, hat aber vielleicht gerade die Chance auf den besten Fisch der Saison verpasst.

Ich will mich jetzt nicht als der große Guru aufspielen, der auch ich nicht bin. Aber ich beschäftige mich jetzt schon seit langen Jahrzehnten intensiv mit dem Verhalten der Fische und den entsprechenden Taktiken, diese zu fangen. Mit viel "try and error". Und auch ich mache immer noch viele Fehler. Wahrscheinlich erkenne ich sogar immer noch viel mehr Bisse nicht, als Bisse, die ich verwerten kann. Aber auch daran arbeite ich gerade zur jetzigen Zeit.

LG Sepp

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Re: Saisonanfang 2022 läuft richtig gut!

Beitrag von forelle1 » 15. März 2022, 15:23

Danke euch für den Info-Austausch. Es ist schon interessant wenn man mit Kollegen seine Erfahrung austauscht. Ich habe früher ja auch an diesem Gewässer mit Wurm, Mais, Blinker, usw. meine Fische gefangen. Ich habe sogar eine Zeitlang als stellv. Gewässerwart gearbeitet. Eine meiner Aufgaben waren die biologische Gewässeruntersuchung. Da habe ich mit einem kleinen Netz oder einer Schöpfkelle Proben vom Gewässer entnommen. Dabei haben wir die Insekten und den Gewässergrund angeschaut und registriert. In unserem Wiesenbach waren zu dieser Zeit sehr viele Bachflohkrebse vorhanden. Ab und zu hatten wir auch Larven von Eintagsfliegen oder von Libellen im Netz. In den Bereichen wo kleine Bäche ins Hauptgewässer einflossen, war die Population am größten. Ich denke diese Erfahrung und die Beobachtung von Fliegenfischern in der Fränkischen Schweiz haben mich zum Fliegenfischen animiert. Ein Bekannter vom Angelladenbesitzer in unserer Kreisstadt hat dann einen Termin für mich mit einem Fliegenfischer ausgemacht und ich hatte zum ersten mal eine Fliegenrute in der Hand. Der hat mir gezeigt, wie man eine Äsche mit einer Trockenfliege überlistet und zwar mit Bogenwurf und Schnurreserve bei der Fliege damit sie erst ganz natürlich mit der Strömung schwimmt. Die Äschen haben die Fliege immer erst angeschaut, vorbeischwimmen lassen und dann zugeschnappt. Das hatte ich vorher auch noch nicht so beobachtet. Das war aber nicht in unserem trüben Wiesenbach sondern in der Itz. Die hat in der Regel klares Wasser.
Später werde ich einmal von anderen Erfahrungen berichten, die teilweise ganz anders waren.
Gruß Hans.

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