Der Clubfisch des Jahres 2024 ist die Nase
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Stillwasserfischen

Für alles was uns im laufe des Jahres interessiert...
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FlifiSepp
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Stillwasserfischen

Beitrag von FlifiSepp » 21. März 2022, 00:21

Der Wasserstand bei unseren Flüssen hat sich aufgrund des Regens Mitte der Woche und in Kombination mit beginnender Schneeschmelze mehr als verdreifacht. Keine sinnvolle Fischerei möglich.

Deshalb bin ich am Samstag und am Sonntag mal wieder an unseren Vereins-See gegangen. Stillwasser-fischen ist nun wahrlich nicht Meines. Aber ich dachte, man könnte ja mal wieder das Material überprüfen und abstimmen. Vielleicht gibt es ja auch Aktivitäten an der Oberfläche und lassen gezieltes Anwerfen der Fische zu, so meine Hoffnung.
Es handelt sich um einen landschaftlich schönen, ja fast idyllischen Bergsee. Aber nur an weingen Stellen zugänglich, obwohl ein Weg um den See herum führt, den zu der Zeit viele Spaziergänger nutzen. Nicht einfach vom Ufer aus zu befischen, wie man sich denken kann. Ab 16. April wäre auch das Fischen vom Boot aus erlaubt, aber das ist noch weniger Meines.

Eine Stelle gibt es aber, da kann man recht gut werfen und das ist das öffentliche Standbad. Jetzt ist es geschlossen, aber man darf dort fischen, bis am 1. Mai der Badebetrieb beginnt.
Auf dem Steg des Strandbades angekommen, blies ein hefitger Wind, der ein bequemes Werfen verhinderte, zudem erschwerte er die Bißerkennung, sofern überhaupt ein Fisch beißen sollte.
Etwas frustriert suchte ich nach einiger Zeit das erfolglos Weite, sprich eine der weniger windige Ecken des Sees.

Nach mehreren weiteren erfolglosen Versuchen kam ich an eine Stelle, die halbwegs gutes Werfen mit dem Rollworf zuließ. Beim ersten Ablegen der Schnur im Wasser, überraschend ein vehementer Biß auf die Nymphe! Nach kuzem Drill landete ich eine 35er Bachforelle. Es dürfte sich um einen der Besatzfische gehandelt haben, der zum Saisonbeginnen eingebracht wurde. War also kein gezieltes Fischen und eher Zufall, daß genau dort ein Fisch stand. Aber immerhin nicht Schneider. Das war´s aber an dieser Stelle.

Nach einer weiteren erfolglosen Stelle kam ich kurz vor der Dammerung am Rückweg an einem Schotterkegel in den See vorbei. Links, gerade noch in Wurf-Entfernung, lag ein versunkener Baum im Wasser, um den gerne mal Aitel kreuzen. Nach mehreren Würfen, die Nymphe war schon etwas gesunken, machte ich einen ganz langsamen Zug und ließ die Nymphe dann wieder sinken. Da ging ein deutlicher Ruck durch die Schnur, und nach kurzem Drill konnte ich einen schönen Aitel mit gut 40 Zentimetern landen. Aitel esse ich gerne und entsprechend freute ich mich darüber. Aber es blieb bei dem Einen. Zuhause wurde der Aitel filetiert und damit für den Fleischwolf vorbereitet. Aber den Fleischwolf "anwerfen" dafür war dieser eine Fische dann zu wenig. Ab in den Kühlschrank mit den Filets.

Damit war ich praktisch gezwungen, heute nochmals an den See zu fahren, um noch mehr Beute zu machen. Aitel sollten das Ziel sein. Diesmal war es anfangs weitgehend windstill und wieder am Steg vom Strandbad angekommen entfaltete ich die Leine. Viele Würfe, kein Fisch.
Als weg vom Steg und am Ufer entlang nach Fischen spähen. Am Rande eines Biotops sah ich in geringer Entfernung drei richtig große Aitel langsam schwimmen. Die Entfernung war nur 7 bis acht Meter. Allerdings schwer zwischen überhängenden Bäumen anzuwerfen. Es gelang mir einige Male recht gut, aber die Fische ignorierten meine Fliegen.

Inzwischen frischte der Wind wieder so stark auf, daß ich es vorzog, andere Stellen aufzusuchen. Dabei kam ich an einem Grundfischer vorbei, der mit Boilies fischte. Einige schöne Aitel kreuzten genau über der Stelle, wo seine Boilies lagen, ignorierten diese aber beharrlich.
Die Stellen von gestern brachten auch keine Erfolge. Auf dem Rückweg mußte ich nochmals bei der Stelle vorbei schauen, an der der Boilie-Fischer war. Er war nicht mehr da. Aber die Aitel kreuzten nach wie vor dort.
Aitel können einen oft zur Verzweiflung bringen, indem sie alle ignorieren, was man ihnen vorsetzt. Perfekt in ihre Schwimmbahn geworfene Trocken- und Naßfliegen, sowie Nymphen ignorieren sie beharrlich.
Nur, wenn man es schafft unaufflällig die Fliege gerade noch im äußersten Sichtfenster so zu platzieren, daß die Aitel Gefahr laufen, dass die neben oder hinter ihnen schwimmenden Kollegen den Happen vielleicht nehmen könnten, kann Erfolg bringen.
Nach mehreren Versuchen, gelang mir genau das. Einer der Aitel schoß geradezu auf die sinkende Nymphe und nahm sie gierig. 50 Zentimeter zeigte das Maßband an.
Eine Familie mit zwei Kindern kam vorbei, als ich den Fisch gerade einpackte. Der Vater meinte: "Schade, daß die Kinder nicht gesehen haben, wie Sie den Fisch gefangen haben, die schauen da so gerne zu!"
Ich zeigte ihnen den Fisch. Sie waren auch sehr interessiert an meinen Fliegen und am Fliegenfischen. Bereitwillig gab ich Auskunft. Schön, wenn Kinder dafür Interesse haben!

Ich erklärte ihnen die verschiedenen Entwicklungs-Stufen der Fliegen und welche Fische im See vorkommen. Auch erzählte ich ihnen, dass gerade die Aitel nicht leicht zu fangen wären, da sie im Vergleich zu anderen Fischen sehr schlau und vorsichtig sind. "Wie kann man so schlaue Fische dann überhaupt fangen?", fragte eines der Kinder.
Ich sagte: "Es ist bei den Fischen vielleicht ähnlich wie bei manchen Menschen. Schlaue und vorsichtige Menschen vergessen alle Vorsicht, wenn sie gierig und neidisch werden! Wenn sie Anderen nichts gönnen wollen, dann stürzen sie sich geradezu ins Unglück. In diesem Falle landete der schlaue Fische in der Bartpfanne, weil er zu neidisch war." Die Mutter mußte lachen, als sie das hörte.
Aber das war´s natürlich mit den Aiteln an dieser Stelle. Aitel sind vorsichtig und schlau. Und wenn einer ihrer Kollegen verschwindet, stellen sie meist das Fressen ein. Es war auch schon spät und zu Hause machte es jetzt Sinn, den Fleischwolft anzuwerfen.

LG Sepp

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Re: Stillwasserfischen

Beitrag von tschiste » 21. März 2022, 10:27

Toller Erfahrungsbericht Sepp, vielen Dank fürs teilen.
meine Erfahrung mit großen Aiteln in relativ ruhigen Gewässern in Bezug auf Köder, Achtung jetzt kommt das böse Wort, Globug rötlich, langsam sinkend nehmen sie das Ding fast ohne scheu.
Vielleicht weil es kirschenähnlich aussieht, das hat mir schon manche knifflige Aitelsituation gerettet.

lg
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Re: Stillwasserfischen

Beitrag von FlifiSepp » 21. März 2022, 13:32

Hallo Christian,

danke für den Tipp und ja, das ist ein böser Wort!

Dort wo erlaubt, sind sie natürlich legitim. Ich selbst lehnte bis jetzt Glow Bug, Wurm-Imitationen und Brotfliegen ab, habe auch keine in meinen Dosen. Auch fische ich nur sehr selten mit Stramern (die letzten 2 Saisonen nicht einmal).

Aber da ich in Stillwassern nur fische, um wirklich Beute für die Küche zu machen und dann natürlich auch klar der Fangerfolg im Vordergrund steht, werde ich mit mir ringen, ob nicht doch mach Glow Bug ausprobieren sollte.

Mit meinen Aussagen will ich aber keineswegs Fischer abwerten, die von mir nicht verwendete Fliegen einsetzen oder auch mit Stationär-Multi-Rolle oder auch gar keiner fischen! Alle Angelarten haben ihre Berechtigung!
Wobei ich das insofern einschränken möchte, daß ich der Meiung bin, daß reine Salmonidengewässer im Sinne des Schutzes untermaßiger Fische und solcher, die zurückgesetzt werden (müssen), ausschließlich mit Fliege ohne Widerhaken befischt werden sollten.

Mir persönlich macht es einfach mehr Spaß, mit Fliegen zu fischen, die Insekten imitieren und dann auch noch mit solchen Fliegen, die mir gefallen.

Aber Deine Erkärung, daß rötliche Glow Bug eine der Lieblings-Nahrung von Aiteln imitieren könnten, macht mich nachdenklich. Mal schauen, ob da irgendwo ein Kirschbaum am Wasser steht.

Und wehe wenn ...! Dann kommen neben den Insekten vielleicht doch auch Imitationen von Früchten für mich in Frage. Eine vollreife Kirsche gehört für mich zu den schönsten und verführerischsten Früchten, die es überhaupt gibt. Aber eine Kirsche "glaubhaft" zu imitieren, geht vielleicht noch einigermaßen. Was mache ich aber, wenn es Fische geben sollte, die Äpfel oder Wassermeloden fressen? Selbst die Imitationen solcher Früchte werden sich wahrscheinlich nicht leicht werden lassen?
Hoffe, Ihr habt Sinn für einen Anflug von Humor und das wird auch so verstanden?

Brotfliegen und Wurm-Imitation werde ich aber auch weiterhin nicht verwenden. Die finde ich ganz einfach häßlich und die will ich nicht an mein Vorfach binden. Brot ist für den menschlichen Verzehr.
Würmer gehören in den Garten, wo sie sinnvolle Arbeit verrichten.
Obwohl: Wäre es vielleicht möglich, Maulwürfe des Nachts durch Unterstützung von Infrarot-Geräten mit Wurm-Imitation an ihren Hügeln mit der Fliegenrute anzuwerfen, zu fangen und dann weit entfernt wieder auszusetzen?
... Aber nein, trotz dieser verlockenden Möglichkeit will ich keine Würmer an mein Vorfach binden!

LG Sepp

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Re: Stillwasserfischen

Beitrag von forelle1 » 21. März 2022, 14:34

Erst einmal ein großes Dankeschön für die herrliche und herzhafte Beschreibung von deinem erlebnisreichen Angeltag und ein Petri für die Fänge. Lass dir die Fischklößchen schmecken.
Bei den Nachbildungen mit einer Brot- , Mais- oder Wurmfliege sehe ich dass nicht so streng. Wenn da viele Kollegen am Wasser sitzen und mit Boilies, Brot, Mais oder Wurm angeln und davor auch etwas angefüttert haben, finde ich es eigentlich normal, wenn ein Fliegenfischer auch einmal so etwas probiert. Es muss ja nicht ein Dauerzustand sein.
Außerdem nach einem Hochwasser habe ich schon Aale in der Wiese gesehen die Würmer suchen. Ich denke auch die ausgespülten Weißfische verschmähen solche Happen nicht. Den Ausdruck "Glow Bug" habe ich jedoch auch noch nicht dafür gehört. ( Leuchtwanze oder sowas ) Danke auch dir Christian für den Tipp.
Ich habe schon einmal eine Fliege eingestellt, die ich mit Leuchtgarn gebunden habe. Gefangen habe ich aber nichts damit.
Wenn ich Kinder oder andere Nichtangler dabei habe, lege ich für sie oft eine Legeangel mit Schwimmer oder auf Grund ins Wasser damit sie diese beobachten können. Ich kann mich dann mit der Fliegenrute beschäftigen und bekomme eine Meldung wenn sich an der anderen Rute etwas tut. So wird es keinem langweilig. Wenn dann natürlich auf dieser Rute mehr beißt als auf meiner Fliegenrute, muss ich halt immer irgend welche Sprüche anhören.
Damit es keine Fragen gibt, wir dürfen an diesem Gewässer mit zwei Ruten angeln.
Gruß Hans

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Re: Stillwasserfischen

Beitrag von zulu6 » 21. März 2022, 14:53

Dachte anfangs nicht recht zu lesen,
da du mir ja schon - ich denke mehrmals - gesagt hast, die Stillwasserfischerei sei nix für dich. 8-)

Eigentlich eh gut, wenns in deiner Gegend soviel geregnet hat, auch wenn deine Fließwasser dadurch weniger fischbar werden.
In meiner Gegend ist es bis auf ein paar vernachlässigbare Spritzer seit langer Zeit trocken - zu trocken.
Lange Zeit waren die Böden vom Winter noch gesättigt genug, langsam würde die erwachende Natur jedoch Wasser brauchen.

Zurück zu deinem Bericht.
Danke dass du deine Eindrücke mit uns teilst und
Petri heil zu der Bachforelle und den Aiteln.

Schön auch, dass sich die beschriebene Familie so für fürs Fliegenfischen interessierte.
Der Abschluss hat zudem etwas von "lernen fürs Leben". :D


Die schlauen großen Aitel - super beschrieben - wie sie oft nur mit List zu "überlisten" sind.
Aitelfliegen wär vielleicht mal ein Thema wert - da sollt ich eh wieder Nachschub produzieren.
Danke für die Anregung - werd das Thema demnächst mal forcieren, außer jemand anderer wär schneller ;)


Schöne Grüße
Jürgen
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Fischen und fischen lassen
(zulu6)

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Re: Stillwasserfischen

Beitrag von FlifiSepp » 21. März 2022, 17:06

Hallo Hans,
wie schon geschrieben, respektiere ich alle anderen Angelmethoden. Aber ich selber will halt so fischen, wie es mir Spaß macht. Und gut, wenn Du Nachwuchs ans Fischen heran führst.
Mein Sohn im Grundschulalter lief vor Jahren Gefahr, in die Fischerei mit Stationärrolle "abzudriften". Sein Onkel ging immer mit ihm auf diese Weise bei unserem jährlichen Urlaub am Ossiacher See, zusammen mit anderen Kindern fischen. Damit mein Sohn nicht auf den Gedanken kommen könnte, mit mir zusammen auch in der Heimat so fischen gehen zu wollen, wagte ich eine kühne Behauptung aufzustellen:
"Mit der Fliegenrute fängst Du immer die meisten und die größten Fische!"
Das konnte ich dann sogar in unserem Umfeld einige Jahr durchhalten. Die Kinder fingen überwiegend Barsche mit Würmern. Wenn sie einen Barsch drillten, wurde dieser meist von anderen und größeren Barschen begleitet. Die waren dann mit der Fliegenrute gut anzuwerfen und ich konnte rasch den einen oder anderen fangen.
Auch waren die großen Aitel und Brachsen auf Sicht recht gut anzuwerfen und zu fangen.
Das ging bis zu dem Zeitpunkt gut, bis einer der Jungs schließlich einen respektablen Zander gefangen hat. Da hatten die Burschen dazu gelernt, fingen später auch Hechte und Waller. Dann war´s erst mal vorbei mit der Überlegenheit der Fliegenrute.

Hallo Jürgen,
letztes Jahr war ich nicht einmal am beschriebenen See. Vorletztes Jahr, soweit in Erinnerung, zweimal.
Letztes Jahr war ich allerdings ein paar Mal am Ossiacher See beim Barschfischen vom Boot aus dabei.
Habe dabei mit der Fliegenrute die meisten und die größten Barsche von uns gefangen. Die Anderen haben mit der Spinnrute gefischt, waren anscheinend perfekt dafür ausgerüstet und "Guide-geschult".
Die Überlegenheit der Fliegenrute wurde nochmals eindrucksvoll demonstriert! War aber sicher nur Zufall. Als ich nicht dabei war, haben die dort schon deutlich mehr und größere Barsche gefangen.

Jedenfalls gehe ich nur ausnahmsweise im Stillwasser fischen. Wenn es wirklich in der Umgebung sonst keine sinnvolle Möglichkeit gibt, im Fließwasser zu fischen.

LG Sepp

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Re: Stillwasserfischen

Beitrag von wuzler » 21. März 2022, 17:21

Tolle Geschichte und toll aufbereitet bzw erzählt. Glückwunsch zu den schönen Aiteln!

Gruß Karl
Tight Lines und gut Zwirn
wünscht Dir
Karl

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Re: Stillwasserfischen

Beitrag von Willi » 21. März 2022, 18:43

Eine sehr schöne Geschichte und gerade in Bezug zu den Aiteln, kann man diese auch absolut bestätigen. Diese Dickköpfe sind, besonders wenn sie ein gewisses Alter erreicht haben, wirklich nicht leicht zu überlisten.

Danke für' Teilhaben lassen und beste Grüße aus Wels,
Willi
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Re: Stillwasserfischen

Beitrag von tschiste » 22. März 2022, 07:28

FlifiSepp hat geschrieben:
21. März 2022, 13:32


Und wehe wenn ...! Dann kommen neben den Insekten vielleicht doch auch Imitationen von Früchten für mich in Frage. Eine vollreife Kirsche gehört für mich zu den schönsten und verführerischsten Früchten, die es überhaupt gibt. Aber eine Kirsche "glaubhaft" zu imitieren, geht vielleicht noch einigermaßen. Was mache ich aber, wenn es Fische geben sollte, die Äpfel oder Wassermeloden fressen? Selbst die Imitationen solcher Früchte werden sich wahrscheinlich nicht leicht werden lassen?
Hoffe, Ihr habt Sinn für einen Anflug von Humor und das wird auch so verstanden?

Brotfliegen und Wurm-Imitation werde ich aber auch weiterhin nicht verwenden. Die finde ich ganz einfach häßlich und die will ich nicht an mein Vorfach binden. Brot ist für den menschlichen Verzehr.
Würmer gehören in den Garten, wo sie sinnvolle Arbeit verrichten.
Obwohl: Wäre es vielleicht möglich, Maulwürfe des Nachts durch Unterstützung von Infrarot-Geräten mit Wurm-Imitation an ihren Hügeln mit der Fliegenrute anzuwerfen, zu fangen und dann weit entfernt wieder auszusetzen?
... Aber nein, trotz dieser verlockenden Möglichkeit will ich keine Würmer an mein Vorfach binden!

LG Sepp
Hallo Sepp

Für mich kommen solche Köder an reinen Salmonidengewässern auch nicht in Frage.
Mein neues Revier ist ein typisches Mischgewässer und der Globug kommt auch nur auf Sicht und bei Aiteln in Frage, ich hätte ihn ja auch als Kirschfliege titulieren können, aber er ist was er ist ;)
Bei den Äpfel und wassermelonen musste ich schon gut lachen, vor meinem geistigen Auge sah ich schon ein Apfelimitat and der 12er Rute fliegen, aber die Wassermelone...... :D :D :D
Und Wurmfliegen, Squirmy o.ä. naja das dient absolut nur zur fangmaximierung und sollten an Salmonidengewässern eigentlich nicht zugelassen werden.
Vielen, vielen Dank für deinen humorigen Zugang zu dem Thema, ist auch nicht immer so Üblich.

lg
Christian
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Re: Stillwasserfischen

Beitrag von FlifiSepp » 22. März 2022, 13:10

Ja, Christian, Humor ist wichtig!

Als vor langen Jahren ein Freund von mir in Texas war, hatte ich ihn gebeten, mir einige der damals angesagten Bauer-Rollen mitzunehmen. Als er seinen Texanischen Freund, auf dessen Ranch er ihn besuchte, auf einen Fliegenfischer-Shop ansprach sagte dieser:
"We don´t fish with flies, wie fish mit Danymite!" Das zum Thema Fang-Maximierung.

Aber Spaß beiseite, nach dem Krieg waren in unserer Gegend amerikanische Soldaten stationiert und einige davon verwendeten nach glaubhaften Schilderungen Handgranaten zum Fischen. Auch eine effektive Methode.

LG Sepp

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Re: Stillwasserfischen

Beitrag von forelle1 » 22. März 2022, 19:19

Hallo Christian, hallo Sepp
damit wir uns nicht miss verstehen. An die Fliegenrute kommen natürlich nur Imitationen von Wurm, Mais oder Brot.
Wenn ich jedoch Kindern oder Jugendlichen eine Grundangel oder mit Pose gebe, muss ich natürlich auch den richtigen Köder anbringen und das ist halt bei uns Wurm, Mais, und Boilies, denn damit müssen sie in der Jugendgruppe vom Angelverein auch fischen. Bei einer Jugendfreizeit an unserem Angelheim, im letzten Jahr war ich auch eingeladen.
Da habe ich natürlich meine Fliegenfischerausrüstung mitgebracht und den Jugendlichen gezeigt wie es geht. Die waren sehr begeistert und haben es auch gleich probiert. Auch meine selbst gebundenen Fliegen haben ihnen sehr gefallen.
Ein Mädchen hat sogar gefragt: " Sind die echt ". Diese Veranstaltung hatte noch einen positiven Aspekt. Unser Vereinskassier der auch lange Zeit Vorsitzender war, hat sich jetzt auch eine Fliegenrute zugelegt. Das könnte sich positiv auf unseren Verein auswirken. Vielleicht wir jetzt in der Jugendgruppe auch einmal mit der Fliegenrute geübt.
Obwohl unser Gewässer ist zum Fliegenfischen nicht so optimal, aber es bieten sich in unserer Gegend ja auch andere Gewässer dafür an. Solche schöne und fischreiche Strecken wie in Österreich haben wir natürlich nicht.
So ähnlich schauen meine Imitationen aus:
P78.jpg
Gruß Hans
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Re: Stillwasserfischen

Beitrag von FlifiSepp » 23. März 2022, 00:48

Finde es gut, wenn Du bei Vereinsveranstaltungen das Fliegenfischen propagierst! Insbesondere für Kinder und Jugendliche ist das oft faszinierend und sie werden so an unsere wundervolle Leidenschaft herangeführt.
Für die Gewässer ist es noch viel wichtiger, wenn die Jungend Interesse fürs Fischen und noch mehr fürs Fliegenfischen begeistert wird.
Bei den meist überalterten Mitgliedern (ich gehöre wahrscheinlich auch schon dazu, wenngleich ich mich nicht so fühle) ist es oft schwer, ein Umdenken zu erreichen. Möglichst viele Fische für die Pfanne, egal woher sie kommen. Und "Fliegenfischen ist die teuerste Methode, keinen Fisch zu fangen", ist eine verbreitete Meinung.

Nun ja, in meinem "alten" Vereinsgewässer in Österreich machte im mir immer wieder gerne einen Spaß:
Einige Wochen nach einem fischen Besatz waren die "Stoppel-" und Spinnfischer weit weniger erfolgreich auf die "dummen" Besatzfische, die anfangs praktisch alles fressbar erscheinende nahmen und in der Pfanne landeten.
Aufgefädelt an den Besatzstellen waren ihre Fangerfolge dann meist eher gering. Die überlebenden Fische hatten dazu gelernt und waren entsprechend vorsichtig.
Kam ich an solchen Stellen vorbei und zeigte sich eine Lücke in der Reihe der Fischer, machte es mir besonderes Vergnügen, mit der Fliege mal schnell eine oder mehrere Fische zu fangen. Denn Fliegen kannten die Fische noch nicht und nahmen diese bedenkenlos! Von knapp hundert Mitgliedern im Verein war ich damals lange Zeit der einzige regelmäßig praktizierende Fliegenfischer am Wasser.
Die Zeiten ändern sich und von den nachwachsenden Fischern griffen die meisten zu Fliegenrute. Nach und nach übernahm die mit Fliegen fischende Jugend auch immer mehr Vereins-Vorstandsposten. Und so gibt es dort jetzt auch eine reine Fliegenstrecke.
Der Spaß einige Wochen nach einem frischen Besatz funktioniert jetzt nicht mehr wirklich gut. Aber das ist auch gut so!
Die Stellen, an denen frisch besetzt wurde, meide ich jetzt in der Regel. Außer ich habe Gäste, die sich an dem Gewässer schwer mit dem Fliegenfischen tun. Dann gehe ich auch mal mit ihnen an die entsprechenden Stellen, halte mich im Hintergrund und freue mich, wenn sie was fangen.

Aber als "alter Analytiker" habe ich mit meinen dilettantischen Versuchen im Stillwasser schon auch wieder was dazu gelernt:
Meine bescheidenen Fänge von einer eher zufällig gefangenen Bachforelle und zwei mehr oder weniger gezielt gefangenen Aiteln in zwei Tagen, ließen mir keine Ruhe.
Das seit Jahren im Regal liegende Buch "Nymphenfischen - Geheimnisse entlarvt" mahm ich wieder mal zu Hand. Ein dicker Wälzer, der sich in großen Teilen mit dem Fischen mit gestrecktem Vorfach (Euro-Nymping) befasst, ist gut geschrieben, brachte mir aber keine wirklich neuen Erkenntnisse am Fließwasser. Ich werfe nun mal gerne und damit war dieser Bereich für mich nicht wirklich interessant.
Die Kapitel über Stillwasser hatte ich bisher aber nur überflogen. Ein Fehler, wie ich nun feststellen mußte!

Ab Seite 211 fing mich der Beitrag von Hywel Morgan ein. Er beschrieb darin sehr gut, warum schlanke Nymphen, Buzzer oder Zuckmückenlarven genannt, meist allen anderen Fliegen im Stillwasser überlegen sind. Das, was er schreibt, läßt auch Rückschlüsse auf meine eigenen Erfahrungen in bestimmten Abschnitten von Fließgewässern zu. Die überwiegend verwendeten Fliegenmuster sind zu dick gebunden und die Präsentation entspricht nicht dem natürlichen Nahrungangebot.

Also zurück zum Start und die ganze Sache neu aufsetzen! Bei meinem nächsten Stillwasser-Einsatz werde ich es anders angehen. Mal schauen, was passiert.

Dir, lieber Hans, möchte ich abschließend dringend raten, in Zukunft auch mal deutlich schlanker gebundene Fliegen zu probieren. Ich denke, das könnte, richtig präsentiert, auch an Deinem Gewässer der vielleicht sogar "durchschlagende" Erfolg bedeuten!
Wie schon geschrieben, ich bin ein "alter Analytiker". Und ich fische nicht nur in wahrlich "traumhaften" Voralpengewässern (nicht nur in Österreich), sondern immer wieder auch an solchen, die vielleicht schon auch mit Deinem Hausgewässer vergleichbar scheinen.

Aber ich möchte mich hier wirklich nicht als der "große Könner" beim Fliegenfischen aufspielen, der ich wahrlich nicht bin. Was auch meine Erfahrugen im Stillwasser widerspieln, da bin ich eindeutig Lehrling. Aber ein sehr wißbegieriger.
Das offenbart natürlich eine tiefschwarze, dunkle Seite meiner Seele. Während ich Äschen und Forellen im Fließgewässer (dort wo es erlaubt ist), gerne die Freiheit wiedergebe, werde ich am Stillwasser zum gnadenlosen Raubtier: "Beute für die Bratpfanne!"

LG Sepp

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Re: Stillwasserfischen

Beitrag von nixn44 » 23. März 2022, 14:33

Hallo Sepp,

danke für deinen ausführlichen Bericht von deinem Ausflug an den Hintersee. War dort auch mal im Sommer spazieren und hab etliche schöne Fische erspähen können. Fischereilich war ich 2 mal in der angrenzenden Ramsauer Ache... hat mir sehr gut gefallen, wenn auch die Fische eher kleiner waren *g*

Zurück zum Thema: Die Fischerei am Stillgewässer ist auch nicht so meins. Ab und an Fische ich mal in Obertauern am Hundsfeldsee. Wenn dort die Fischen zu Steigen beginnen und man Ring um Ring sieht, ist dies sicherlich spannend. Auf Dauer wird mir das allerdings auch zu langweilig und ich verziehe mich wieder in die fließenden Bereiche der Taurach. In dem Revier kann man gsd mit einer Karte See und Bach befischen.

lg Nicolas
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Re: Stillwasserfischen

Beitrag von FlifiSepp » 23. März 2022, 18:19

Hallo Nicolas,

zum Thema Stillwasserfischen sind wir uns, wie sicher auch in vielen anderen Bereichen, einig!

Bleibt bei mir auch die Ausnahme, dort zu fischen und kommt für mich nur in Frage, wenn die Fließgewässer in der Gegend nicht sinnvoll befischt werden können. Meine Hausgewässer haben derzeit knapp doppelt so viel Wasser, wie für eine sinnvolle Fischerei erforderlich wäre. Auch am kommenden WE wird´s da realistisch nichts werden.

War übrigens nicht der Hintersee, an dem ich war, aber auch nicht sooo weit davon entfernt!
Hintersee war ich ab und zu mal, aber da fische ich lieber auch an der Ramsauer Ache. In der Ramsauer Ache gibt´s schon größere Fische (was halt größer im Verhältnis zur Bachgröße genannt werden kann), aber die müssen richtig, richtig, richtig schwer erarbeitet werden. Wer wirklich große Fische fangen will, hat da nichts verloren. Ich liebe aber die Ramsauer Ache mit ihren ganz speziellen Herausforderungen, speziell das "Terrassenfischen" hat schon was!

LG Sepp

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Re: Stillwasserfischen

Beitrag von forelle1 » 23. März 2022, 20:21

Hallo Sepp
erst einmal danke für den ausführlichen Bericht.
Ich werde mich an deinem Vorschlag halten und es mit schlanker gebundene Fliegen zu probieren.
Eine Frage habe ich noch: Was sind Stoppel - Fischer? Das habe ich noch nicht gehört.
Jetzt ist bei uns das Wasser erst einmal wegen Fischbesatz ( Bachforellen ) drei Wochen gesperrt.
Nach der Sperre ist, wie du auch bei euch erwähnst am Wasser die Hölle los. Jeder will schnell etwas für seinen Kochtopf.
Da bin ich immer nicht so begeistert und weiche manchmal an die kleinen Zuflüsse aus.
Gruß Hans

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Re: Stillwasserfischen

Beitrag von FlifiSepp » 23. März 2022, 20:52

Hallo Hans,

wirst sehen, daß gerade in relativ ruhig fließenden Gewässern schlank gebundene Fliegen besser fangen!

"Stoppel"-Fischer sind die, die mit Stationärrolle und Schwimmer fischen.

LG Sepp

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Re: Stillwasserfischen

Beitrag von forelle1 » 24. März 2022, 19:37

Danke Sepp für die Info.
Da war ich auch schon ein "Stoppel"-Fischer. Das war und ist noch bei vielen in unserem Verein die übliche Angelart.
Eine kleine schlanke Fliege in der Farbe schwarz habe ich mir gestern Abend schon einmal gebunden.
Aus dem Federrest habe ich noch eine zerzauste und zerrupfte Fliege gebunden. Mir hat einmal ein Flycasting Instructor gesagt, oft ist es besser die Fliegen sehen verletzt aus und schwimmen etwas unnatürlich. Er ist der Meinung der Fisch fängt erst einmal die schwachen und verletzten Insekten, so wie es andere Raubtiere in der Wildnis auch machen.
Wie sagt der Jürgen immer: Probieren geht über studieren. So mache ich das jetzt wenn unser Wasser wieder auf ist.
Das sind die erwähnten Fliegen:
P31.jpg
P32.jpg
P34.jpg
Gruß Hans
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