Der Clubfisch des Jahres 2024 ist die Nase
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No Name-Test

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No Name-Test

Beitrag von Willi » 11. Juni 2019, 20:08

Grüß Euch,

neulich an der Ager habe ich die Gelegenheit genutzt um eine neue 20 Euro - No Name-Rute zu testen.

Erst einige technische Fakten:

-8-teilige Teleskoprute aus Kohlefaser im edlen Holzdesign
-Länge: 440cm (ja ich weiß, es steht 450 drauf :mrgreen: )
-Transportlänge: 72cm
-Gewicht: 138g
-Durchmesser Handteil: 18mm
-Durchmesser Spitze: 0,9mm
-Angeschweißter "Lillian" an der Spitze
-Steckkappe oben (ein Teil, dass man schnell verliert :roll: )
-Schraubkappe unten
-geliefert in einem "schmucken" Stofffutter mit Schnürbändchen (billigsdorfer Teil :lol: )

Ich montierte das selbe Schnur-Set Up (3,4m verjüngt geflochtene Wurfschnur und 1,8m Vorfach Stroft GTM, 0,16mm), welches ich vorher an der etwas leichteren (120g) "Jeanpole" hatte. Somit konnte ich sehr schön die Wurfunterschiede feststellen.

Von der Aktion her sind sich die Ruten sehr ähnlich. Sie liegt etwa bei 7:3, also die ersten 30% von der Spitze her weich und der Rest bis zum Griffstück härter.

Zuerst das Positive:
Die Rute lässt sich schön und zielgenau werfen. Der Anhieb kommt gut durch und der Drill ist kontrolliert möglich. Auch kleinere Fische spürt man gut und die Rückmeldung durch den Blank lässt auch (mit etwas Übung) die Fliege schön präsentieren (z.B. das "Pulsen" der Sakasa).
Größere Fische konnte ich mit der Rute nur bis knapp 40cm fangen, die aber allesamt kein Problem im Drill darstellten.

Nun das Negative:
Die Rute hat keinen Griff, also keinen EAV, oder Korkgriff. Das letzte Blankstück ist gleichzeitig als Griff vorgesehen.
Dadurch, dass die Rute etwas Kopflastig ist und der "Griffteil" nur 18mm im Durchmesser misst, ermüdet man viel schneller und spürt auch das Handgelenk nach einiger Zeit. Abhilfe bietet hier, wenn man die Rute vor dem Griff nimmt und das Endstück am Unterarm abstützt.
Weiters bietet der lackierte Blank kaum halt, wenn man nasse Hände hat.


Fazit:
Grundsätzlich eine gelungene Rute, die sicherlich als günstige Anfänger-Alternative vertretbar wäre. Schade nur, dass man hier am Griffmaterial gespart hat, was das Handling und damit den Spaß deutlich reduziert.

Wahrscheinlich werde ich irgendwann mal einen EAV-Griff nachrüsten.

Gruß, Willi
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Re: No Name-Test

Beitrag von forelle1 » 11. Juni 2019, 20:19

Was will man mehr für das Geld.
Gruß Hans

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Re: No Name-Test

Beitrag von dryflyonly » 11. Juni 2019, 20:31

Vielen Dank lieber Willi für die ausführliche Beschreibung dieser Gerte.
Es ist immer schön, solche Ausführungen zu lesen, denn man lernt ja nie aus.

Gruß
Sigi

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Re: No Name-Test

Beitrag von Willi » 11. Juni 2019, 22:02

forelle1 hat geschrieben:
11. Juni 2019, 20:19
Was will man mehr für das Geld.
Gruß Hans
Die Jeanpole z.B. Die ist in der gleichen Preislage und gesamtheitlich gesehen besser.

BG, Willi
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Re: No Name-Test

Beitrag von Patrickpr » 11. Juni 2019, 23:06

Wie immer, Top Willi 👍🐟👐
LG Patrick

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Re: No Name-Test

Beitrag von Oldy43 » 12. Juni 2019, 00:17

Hast es ja wissen wollen, Willi :P
Immer eine stramme Leine
wünscht Dir
Rudolf
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Re: No Name-Test

Beitrag von forelle1 » 12. Juni 2019, 21:27

Hallo Willi
habe gerade nachgeschaut. Von Jeanpole gibt es ja auch schon einen Bericht von dir.
Danke. Deine Tests sind schon interessant. Ich habe mich aber bis jetzt mit diesen Ruten nicht beschäftigt.
Aber warum soll man immer viel Geld ausgeben, wenn billige Ruten auch nicht schlecht sind.
Gruß Hans

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Re: No Name-Test

Beitrag von Willi » 13. Juni 2019, 18:28

Servus Hans,

ja, es gibt schon gute Ruten im billigen Segment. Möglicherweise kommen die auch vom selben (chinesischen) Hersteller und aus den selben Maschinen, wie so manche Markenrute. Trotzdem sind, gerade bei "echten" Tenkara-Ruten teils deutliche Unterschiede zu bemerken.

Die Tenkara-Ruten, die ich fische werden auch in China hergestellt, aber der tschechische Firmenchef gibt genau vor, was und wie produziert werden muss. Auch Ersatzteile sind kein Problem, falls es mal nötig ist. Natürlich lässt er sich das auch bezahlen, wie bei andere Marken auch. Dafür ist aber Garantie und Kulanz kein Fremdwort.

Bei Direktkauf in China kann das oft ein Problem sein und zieht sich oft seeehr lange hin, wenn überhaupt was dabei raus kommt. Auch die Lieferzeiten sind mind. 4 Wochen, meist 6-8 Wochen, manchmal kommt das Bestellte auch gar nicht. :shock:

Trotzdem findet man immer wieder Ruten, die zumindest vergleichbar sind, oder nahe heran kommen, wie etwa die Jeanpole Goldfish. Ersatzteile gibt es nicht, aber da kauft man sich einfach eine zweite Rute als Ersatzteillager. Das ist meist billiger, als eine Ersatzspitze einer Markenrute.

Mein Fazit:
Ich habe bisher noch keine Billig-Tenkara-Rute gefunden, die gleichwertig mit einer meiner Markenruten ist, aber einige sind gar nicht so weit davon entfernt. Als Alternative für den Anfänger, der nicht sicher ist, ob es ihm gefällt ist es allemal gut. Später kauft man sich ja sowieso mal eine Markenrute.

Es gibt aber auch "Schrott". Da hilft nur testen, testen, testen,.......

Warum ich das mache? Weil es mir Spaß macht, es mich interessiert und sicherlich ist es bei mir auch eine Berufskrankheit als QSler. :mrgreen:

Gruß, Willi
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Re: No Name-Test

Beitrag von dryflyonly » 13. Juni 2019, 21:01

Hola Willi,

Deine Ausführungen über die Tenkara Ruten sind immer wieder interessant.
Wie ist das denn mit den Schnüren? Sind das Parallelleinen, oder sind die eher ähnlich den klassischen Fly Lines?

Braucht es da unterschiedliche Schnüre, je nach Länge der Rute oder der Aktion, oder ist die Länge der Schnur
und der Rute der entscheidende Faktor?

Würd mich mal interessieren.

Cheerio
Sigi

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Re: No Name-Test

Beitrag von forelle1 » 13. Juni 2019, 22:13

Danke auch von mir Willi
Es ist natürlich gut wenn man zum Testen einen Qualitätsprüfer mit Erfahrung hat.
Ein bisschen hatte ich beruflich auch mit solchen Sachen zu tun.
Wir mussten als Nebenbeschäftigung immer Prüfstande für die Automobil - Industrie bauen.
Wir haben da sogar eine Firma in CZ aufgebaut.
Mein Sohn fährt am Wochenende nach Prag. Gibt es da ein Angelgeschäft für Fliegenfischer?
Auch an Sigi noch ein Dankeschön für seine Hilfe.
Gruß Hans

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Re: No Name-Test

Beitrag von Willi » 14. Juni 2019, 13:09

Hallo Sigi,

das mit den Schnüren ist ein eigenes Kapitel.
Ich denke, ich mache darüber einen eigenen Thread.
viewtopic.php?f=74&t=854&p=5834#p5834

BG, Willi
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Re: No Name-Test

Beitrag von Willi » 14. Juni 2019, 13:14

Hallo Hans,

leider weiß ich nicht, ob es in Prag Fliegenfischer Geschäfte gibt, ich denke aber doch.
Mein Tenkara-Händler (Tenkara Times) ist zwar aus Prag, hat aber nur einen Online-Shop.

Gruß, Willi
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Re: No Name-Test

Beitrag von Andenfeivel » 27. Juni 2019, 15:45

Hallo Willi!

Ich hätte eine Frage an Dich als Tenkara Spezi.
Muß beim Tenkara die geflochte Wurfschnur und das Vorfach gleich lang wie die Rute sein, oder nur die Wurfschnur?
Habe eine 360 cm Rute bekommen und die geflochtene Wurfschnur ist gleich lang wie die Rute.

Vielleicht kannst Du mir eine kurze Info dazu geben.

Danke
LG
Klaus

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Re: No Name-Test

Beitrag von Willi » 27. Juni 2019, 17:27

Servus Klaus,

geflochtene (und meist verjüngte) Schnüre sind in der Regel fix und fertig in den Längen 2,6m, 3,0m, 3,3m und 3,6m zu kaufen. Es gibt auch Anbieter, die dir eine Wurfschnur in gewünschter Länge flechten. Dort kann man dann auch Sonder- und Wunschlängen beziehen und auch Farbwünsche angeben.

Deine Rute ist also nur zufällig so lange, wie die Wurfschnur. Die tatsächlich verwendete Länge, hängt von den Umständen und den Einsatz am Wasser ab. Da kann es schon mal zu Wurflängen bis 14m gehen.

Das Vorfach wird ebenso nach Bedarf gewählt.

Hier habe ich schon mal über das Thema Tenkara-Wurfschnur berichtet:
viewtopic.php?f=74&p=5855#p5855

An einer 3,6m Rute fische ich meist eine 3,0m, oder 3,3m geflochtene Wurfschnur und eine Vorfachlänge zwischen 1,5m und 2m.
Das verwende ich etwa an der Ager, oder der Kainischtraun.

Eine gute Infoadresse sende ich Dir per PN.

Gruß, Willi
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