in Anlehnung an den Titel erzähl ich euch vorab, was eigentlich geplant war:
Nachdem…
++ ich euch vor Monaten wochenlang mit Fragen zu Seidenschnüren traktiert hab,
++ ich irgendwann eine Seidene erstanden hab,
++ ein Schnurtrockner bestellt wurde,
++ der Schnurtrockner einen Transportschaden hatte,
++ erstmal Werkzeug für die Instandsetzung beschafft werden musste,
++ der Schnurtrockner endlich einsatzbereit war,
++ ein Schnurweichmachertool gebaut wurde
++ die Schnur damit behandelt wurde (unter euren fachkundigen Anweisungen) und
++ die Schnur endlich einsatzbereit auf einer würdigen Rolle (LINK) Platz gefunden hatte
…wollte ich an einem schönen Sommertag mit perfektem Wasserstand und klarem Wasser am Hauswasser die jungfräuliche Schnur endlich fischen.
Und zwar mit der Trockenen
Sollte in „normalen“ Jahren kein Problem sein.
Soweit der Plan...
Gekommen ist der Sommer 2021, mit oftmals überhöhtem Pegel, braunem Wasser und überhaupt rar gesäten schönen Sommertagen, an denen auch Zeit zum Fischen war.

Diese Woche erhoffte ich mir zumindest einen ausreichenden Pegelrückgang und aufklarendes Wasser, das mit dem Sommertag war eh schon wurscht – Herbsttage sind auch schön.
Beim Eintreffen am Wasser kam schon wieder Ernüchterung auf.

Der Pegel war noch hoch, aber wenigstens schon fischbar,
aber die Gewässertrübung war schon recht hoch, Sichttiefe um die 10 cm.
Da hab ich mir schon überlegt, ob ich die Seidene wirklich bei solchen Verhältnissen ins Wasser tunken möchte.
Aber was solls, das Zeug ist zum Fischen da!
Gespannt war ich eh, wie ich mich wohl mit der Seidenschnur anstellen würde, ob sie ausreichend und richtig vorbehandelt wurde und
wie ich damit zurechtkommen würde.
Nächstes Dilemma: Trockene konnte ich bei den Verhältnissen knicken – das zeigten Erfahrungswerte.

Etwas missmutig knüpfte ich eine Nymphe an – in meiner Phantasie sollte es als Köcherfliegenlarven-Gruppenmuster mit Beißpunkt gelten.
Zusammenfassend also, entgegen der Planung war
++ graubraunes hohes Wasser und
++ anstelle der Trockenfliegenfischerei „musste“ der dreidimensionale Raum unter Wasser mit Nymphen nach Abnehmern befragt werden.
FREUDE!! nach den ersten Würfen.
Ein Gefühl kam auf, dass wir gute Freunde werden – die Seidene und ich.

Relativ bald verzeichnete ich einen Anfasser, kurz durchbrach eine Regenbogenforelle die Oberfläche,
um dann nach einem long-line-release wieder in der Trübung zu verschwinden.
So what? – Anyway!

Weitergfischt wird!
In einem kleinen Gumpen weiter oben verzeichne ich einen weiteren zaghaften kurzen Anfasser – die Sinne sind geschärft.
Beim nächsten Wurf folgte der Biss und fish-on!

Sofort war klar --> Uboot, sprich Barbe.

Ubootgleich, stoisch und mit gelegentlichen Kopfschlagsalven sagte mir die Barbe, wo es langging.
Nach etwa 10 Minuten sah ich erstmals die Flanke und das war definitiv ein guter Fisch.
Vorsicht war geboten, wollte beim 14er-Tippet keinen Schnurbruch riskieren.
Tief verneigt im Halbkreis arbeitete die Rute hervorragend und der Fisch begann zu ermüden.
Das ist zwar bei Barben erst die halbe Miete - erfahrungsgemäß holen sie sich noch einige Male einige Meter,
aber schon mal ein guter Anfang.
So wechselte ich mich mit der Barbe im Dirigieren ab und folgte ihr einige Gumpen flussabwärts.
Am Ende gewann ich zunehmend Oberhand und dirigierte sie schlussendlich in den Kescher.
„Nicht schlecht Herr Specht!“ kam mir über die Lippen.
Eine orientierende Vermessung anhand Anzahl Klingenlängen lässt mich die Barbe im Bereich 55 bis 60cm ansiedeln.

Sie wird zeitnah der Familienausspeisung zukommen.
Im weiteren Verlauf fand noch eine gute Regenbognerin den Weg in den Kescher.
Im Vergleich zur Barbe wirkt sie geradezu schmächtig, trotzdem freue ich mich natürlich über den schönen Fisch.
Danach war die verfügbare Zeit eh schon um und Rückzug war angesagt.
Das war also das erste Mal fischen mit der Seidenschnur.
Ganz anders als geplant, aber aus meiner Sicht dennoch überaus und unerwartet spektakulär.
Zufriedenheit macht sich breit.
Schön ist die Fliegenfischerei mit der Seidenschnur.

Schöne Grüße
Jürgen