lange, nein ewig laaange hat sich mein heuriger Saisonstart hinausgezögert.
Viele Projekte und Termine verschiedener Natur waren einfach höher in Wichtigkeit und Dringlichkeit.
So kam es mir nicht ganz ungelegen, dass Sepp(ham14) dem Ruf nach Gsibergen folgte und ein paar Tage hier verweilen wollte.

Mit im Gepäck hatte er viele Gustostückerl, die ein Otto-Normalfischer meines Zeichens sonst nicht so ohne weiteres zu Gesicht bekommt.
Im Laufe des Feiertag-Donnerstagnachmittages trafen wir uns bei Sepps Temporärdomizil und beschlossen noch einen kurzen Abstecher ins Revier,
denn wir hatten das große Glück, dass nach dem Hochwasser zwei Tage vorher, zumindest in einem Revierabschnitt der Pegel gerade so wieder den fischbaren Bereich erreichte.
Mit ehrfürchtigen Augen sah ich zu, wie die Palù Teleskopfliegenrute mit ans Wasser ging,
bestückt mit einer Automatikrolle – ich glaube es war eine Franco Vivarelli – und unheimlich geschmeidiger Seidenschnur.
Nicht die einfachste Fischerei und auch zum Waten war der Druck des hohen Pegels stellenweise groß,
ein bisschen was ging aber eh noch ans Band.
Neuer Tag - neues Glück – neues Gerät zusätzlich zum bereits gesehenen.
Diesmal ging die Palù Teleskopfliegenrute und zusätzlich eine 7er Rute (glaub ich…) mit Schusskopf mit ans Wasser.
Ohne Zögern wurden mir die Raritäten auch gleich für den Selbstversuch überlassen – wobei ich doch viel Respekt vor dem ehrwürdigen Gerät –
besonders der Palù – habe und eher zögerlich angenommen hab.
Es ist ja schon sehr interessant, mit einem so passionierten Fliegenfischer einfach nur beim Fischen dabei zu sein und einem Könner „nur“ zu zusehen.
Dann kam der Moment aber doch und ich nahm das Angebot an.

Die Palù:
Lauter Premieren – eine besondere Rute eines ehrwürdigen Meisters in der Hand und eine bisher unbenutzte Rollentechnologie.
Mein Gefühl sagt mir, dass diese Rute eher bei der schnelleren Aktion angesiedelt ist, wirft sich aber gutmütig und ausgesprochen präzise.
Schnell wird man eins mit dem Gerät.
Features wie das mögliche segmenteweise Verkürzen runden das Ganze ab.
Ehrlich Leute, lange darf man damit nicht fischen – dann beginnt ein Begehren danach aufzusteigen.



Nächste Premierenkombi: Einhandrute gepaart mit Schusskopf:
Ja was soll ich groß schreiben?
Schusskopfwerfen ist geil und das Ding zieht einfach lässig ab!
Und auch in Sachen Rutengriff ergab sich ganz sicher aus purem Zufall die Gelegenheit,
eine Rute mit Birkenrindengriff in Händen zu halten.


Zur Fischerei:
Zwischenzeitlich ist mein mittlerer Sohn zu uns gestoßen und begleitete uns bis zum Abend.
Den einen oder andern Fisch brachte jeder ans Band, wobei eine spezielle Bachforelle uns in besonderem Ausmaß forderte.
Ein längerer Pool, von guter Strömung durchflossen und in der turbulenten Fahne einige Meter hinter einem Stein
stieg von Zeit zu Zeit ein guter Fisch.
Mein Sohn hatte als erster auf eine Sedge kurz Kontakt mit dem Teifl, der Fisch klinkte sich jedoch rasch wieder aus.
Später wurde der Fisch von Sepp mit einer einzigartigen RC-Nassfliege angefischt und auch er hatte kurz Kontakt und wieder ab.
Wir zogen vorerst weiter flussauf, wo wir alle auch wieder ein paar Fische fingen.
Die Alterspyramide war gut vertreten.
Nach einem Tag konzentriertem Werfen näherten wir uns dem geistigen Feierabend und beschlossen den Rückzug,
am Abendhimmel war eh schon deutliches Gewittergrollen zu vernehmen.
Am Retourweg kamen wir wiederum am Wohnzimmer dieses einen bisher unfangbaren Fisches vorbei.
Ich beschloss, ihm eine große Steinfliegennymphe mal durchs Zimmer zu ziehen und
siehe da, hat angenommen – um dann auch gleich den Braten zu riechen und wieder offline zu gehen.

Etwas unterhalb davon platzierte ich erfolglos noch in paar Würfe in einer noch nicht abgefischten Rinne.
Oben – beim besagten Wohnzimmer – erklärte Sepp meinem Sohn die Gegebenheiten des Schusskopfes und
führte zu Demonstrationszwecken dann auch ein paar Würfe aus.
Plötzlich erhallte es lauthals durch die Bregenzerachschlucht: „I hob ean!“
Es war sofort klar, was damit gemeint war.
Nach einer beherzten Drillphase kescherte mein Sohn den Fisch.
Abends kamen wir in den Genuss einer Fliegenbeschau, bei der wir, also Sohn und ich,
nach dem „all you can eat-Prinzip“ aufgefordert wurden, uns zu nehmen, was wir wollten.
…und wenn wir schon beim Essen sind – selbiges gab es auch noch.
Nächster Tag, nächste Fischerei!
Wieder hat sich Sepp Überraschungen für mich einfallen lassen.
Diesmal wurden wir einerseits von Rute mit Seidenschnur – man beachte Seidenschnur mit eingebautem Schusskopf (!) und
weiters von einem Zweihand-Setup ans Wasser begleitet.
Die Bedingungen an diesem Tag waren wieder nicht die einfachsten – die nächtlichen Gewitter ließen das Wasser
wieder mehr einstauben. So manchen Fisch konnten wir dem Nass aber entlocken.
Auf die Gefahr hin, dass die nachstehenden Zeilen ein Déjà-vu beim geneigten Leser auslösen können,
schreibe ich die erlebte Gefühlswelt unverfälscht nieder:
Ja was soll ich groß schreiben?
Schusskopfwerfen ist einfach geil!
Und mir persönlich macht es vielleicht auch einfach aufgrund der wenigen Erfahrungswerte in dem Segment
derweil mit der Zweihand mehr Spaß als mit der Einhand.
Dass mein Gast ein Feinspitz Sachen Fliegenfischen ist, war mir schon länger klar.
Hier konnte ich aber eine Liebe zum Fliegenfischen in vielen Varianten sehen und erleben,
wie ich es selten bei jemandem gesehen habe.
Vielen Dank, dass ich ein kleines Stück auf dem Weg unserer Passion mit dir gehen durfte.
Auch sehe ich es nicht als selbstverständlich an, dass einem Fischereigerät von so großem Wert
einfach so zum Fischen und Ausprobieren überlassen wird.
Nebenbei einfach so vom tun des "jungen alten Hasen" ganz viel abgeschaut und gelernt.

Soviel erlebt, so viele neue Eindrücke gewonnen, das muss alles noch ein wenig sacken.
Darum möchte ich es vorerst reduzieren auf ein HERZLICHES DANKESCHÖN für deinen Besuch und Petri heil!!
Dein Besuch war und ist mir eine große Ehre, jederzeit gerne wieder!
Beste Grüße
Jürgen
PS: und ganz nebenbei wurde die Fliegenfischersaison 2023 endlich auch würdig angefischt.