Es gab doch erst vor ein paar Tagen den Einwand, dass der Bachsaibling nicht heimisch sei. Ob dann für die Regenbogen das gleiche gelten soll, das lass ich jetzt einmal dahingestellt.
Was mich aber tatsächlich interessieren würde, wie ist das dann mit Besatzfischen aus Zuchtanlagen?
In leider immer mehr Gewässern ist eine natürliche Fortpflanzung für Salmoniden kaum mehr möglich, daher wird immer mehr auf Besatzfische aus Zuchtanlagen zurück gegriffen.
Nicht selten kommt allerdings das Genmaterial dafür aus anderen Klimazonen, die (theoretischen) Laichzeiten dieser Fische finden zu anderen Zeiten als bei uns bzw den Zielgewässern statt, für eine erfolgreiche Fortpflanzung stimmen dann meistens die Tagesgrade nicht.
Meine Frage: sind das dann eurer geschätzten Meinung nach trotzdem heimische Fische?
Erste Clubfliege des Jahres ist die Missing Link, hier in verschiedenen Interpretationen / Der Clubfisch des Jahres 2025 ist der Bachsaibling


Wann gilt ein Fisch als heimisch?
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Re: Wann gilt ein Fisch als heimisch?
Grüß dich Peter,
bin der Meinung, dass auch hier wie so oft nicht generell über einen Kamm geschert werden kann.
Wo soll ein Besatzfisch denn herkommen, wenn nicht aus Zuchtanlagen.
Auch sog. Aufzuchtbäche, wo dann umgesetzt wird, ist im Grunde ja auch nichts anderes.
Per se kann ich Besatz nicht verteufeln, es kommt - wie oft - auf die Rahmenbedingungen an.
Das ABER hast du eh schon in den Raum gestellt:
Da interpretiere ich jetzt mal frech jenen Bachforellenbesatz hinein, welcher in seiner überbordenden Farbenpracht und anderen Merkmalen recht schnell als
Dänischen Ursprungs gedeutet werden kann und ganz wenig mit der (in meinen befischten Hausrevieren) heimischen, deutlich unauffälliger gezeichneten Bachforelle zu tun hat.
Auf dem Papier sieht das gut aus, Bachforelle = heimisch, Besatz mit Bachforellen = super


Im Rahmen der Vorgaben gehandelt, der Bewirtschafter darf sich lobend auf die Schultern klopfen.
Hmm und jetzt auf deine Frage umgemünzt - brauch ein Beispiel:
Der Fang einer juvenilen Regenbogenforelle, bei der ich davon ausgehen kann, dass sie aus natürlicher Reproduktion stammt,
freut mich mehr, als die o.a. gesetzte Bachforelle (anm. aus demselben Gewässer).
Aber der Fisch selbst kann nichts dafür und erfährt dieselbe Wertschätzung.
Bei so einer Bachforelle sagt mir das Gefühl: „nicht heimisch“
Bei der erwähnten Regenböglerin sagt es mir hingegen: „heimisch“
Soweit so gut, mal eine Position bezogen.
Der Faden gehört aber weiter gesponnen!
In den paar Refugien, in denen sich die Bachforellen in ihrer autochthonen Form halten konnten und können,
wirkt auf mich wiederum eine Regenbogenforelle eher befremdlich.
…und zu guterletzt bekommt der Bachsaibling grad auch noch sein Fett ab.
So einzelne entkommene Mohikaner wirken befremdlich, sind jedoch gerngesehen im Nahrungserwerb…
Und quasi im selben Atemzug muss ich dazu stehen, sehr angetan von einem in einem abgeschlossenen natürlichen Gewässersystem lebenden,
reproduzierenden Bachsaiblingsstamm zu sein.
Summa summarum: Kann deine Frage beim besten Willen nicht eindeutig beantworten.
Zu individuell ist die Schlussfolgerung je Betrachtung der Einflussfaktoren von Gewässer, Person und Begleitumstände und deren Wechselwirkungen.
Ein Thema, mit dem man wohl Bücher füllen und „Religionskriege“ führen könnte.
Beste Grüße
Jürgen
OT:
Schwan und Karpfen wurden vor X Jahrhunderten bzw. Jahrtausenden eingebürgert und genießen heute Schutzstatus. Heimisch?
Nun ist der erste Stein geworfen, bitte um weitere Reaktionen
bin der Meinung, dass auch hier wie so oft nicht generell über einen Kamm geschert werden kann.
Wo soll ein Besatzfisch denn herkommen, wenn nicht aus Zuchtanlagen.
Auch sog. Aufzuchtbäche, wo dann umgesetzt wird, ist im Grunde ja auch nichts anderes.
Per se kann ich Besatz nicht verteufeln, es kommt - wie oft - auf die Rahmenbedingungen an.
Das ABER hast du eh schon in den Raum gestellt:
Und zu deiner Frage:Palakona hat geschrieben: ↑16. Dezember 2024, 20:48 Nicht selten kommt allerdings das Genmaterial dafür aus anderen Klimazonen, die (theoretischen) Laichzeiten dieser Fische finden zu anderen Zeiten als bei uns bzw den Zielgewässern statt, für eine erfolgreiche Fortpflanzung stimmen dann meistens die Tagesgrade nicht.
Da interpretiere ich jetzt mal frech jenen Bachforellenbesatz hinein, welcher in seiner überbordenden Farbenpracht und anderen Merkmalen recht schnell als
Dänischen Ursprungs gedeutet werden kann und ganz wenig mit der (in meinen befischten Hausrevieren) heimischen, deutlich unauffälliger gezeichneten Bachforelle zu tun hat.
Auf dem Papier sieht das gut aus, Bachforelle = heimisch, Besatz mit Bachforellen = super



Im Rahmen der Vorgaben gehandelt, der Bewirtschafter darf sich lobend auf die Schultern klopfen.
Hmm und jetzt auf deine Frage umgemünzt - brauch ein Beispiel:
Der Fang einer juvenilen Regenbogenforelle, bei der ich davon ausgehen kann, dass sie aus natürlicher Reproduktion stammt,
freut mich mehr, als die o.a. gesetzte Bachforelle (anm. aus demselben Gewässer).
Aber der Fisch selbst kann nichts dafür und erfährt dieselbe Wertschätzung.
Bei so einer Bachforelle sagt mir das Gefühl: „nicht heimisch“
Bei der erwähnten Regenböglerin sagt es mir hingegen: „heimisch“
Soweit so gut, mal eine Position bezogen.
Der Faden gehört aber weiter gesponnen!
In den paar Refugien, in denen sich die Bachforellen in ihrer autochthonen Form halten konnten und können,
wirkt auf mich wiederum eine Regenbogenforelle eher befremdlich.
…und zu guterletzt bekommt der Bachsaibling grad auch noch sein Fett ab.
So einzelne entkommene Mohikaner wirken befremdlich, sind jedoch gerngesehen im Nahrungserwerb…
Und quasi im selben Atemzug muss ich dazu stehen, sehr angetan von einem in einem abgeschlossenen natürlichen Gewässersystem lebenden,
reproduzierenden Bachsaiblingsstamm zu sein.
Summa summarum: Kann deine Frage beim besten Willen nicht eindeutig beantworten.
Zu individuell ist die Schlussfolgerung je Betrachtung der Einflussfaktoren von Gewässer, Person und Begleitumstände und deren Wechselwirkungen.
Ein Thema, mit dem man wohl Bücher füllen und „Religionskriege“ führen könnte.
Beste Grüße
Jürgen
OT:
Schwan und Karpfen wurden vor X Jahrhunderten bzw. Jahrtausenden eingebürgert und genießen heute Schutzstatus. Heimisch?
Nun ist der erste Stein geworfen, bitte um weitere Reaktionen

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Re: Wann gilt ein Fisch als heimisch?
Für diese Frage bin ich zu sehr Realist.
Klar will der Großteil der Fliegenfischer nur in Gewässern mit reinen Naturaufkommen fischen, da nehme ich mich nicht aus.
Spielts aber schon lange nicht mehr, leider, oder sagen wir mal, es werden immer weniger Gewässer mit der Güte.
Die Umweltbelastungen, Temperaturänderungen, unkontrollierte Prädatorenzuwächse, Biberburgen in Aufzuchtbächen, usw.
Das alles und noch dazu das sich unser Hobby in den letzten 50 Jahren von einer akademischen Randerscheinung zum Mainstream entwickelt hat, trägt dazu bei das es kein Gewässer ohne Stützbesatz überlebt.
Langer rede kurzer Sinn, ich möchte meine ohnehin nicht in Massen vorhandene Freizeit am Wasser verbringen und auch gelegentlich einen Fisch fangen.
Ob das jetzt ein heimischer Stamm ist oder nicht, kann wahrscheinlich sogar bei Bachforellen nur ein Gentechniker feststellen, über das werd ich eben aus obengenannten Gründen nicht nachdenken.
Wenn ich den Genpool bei meiner Gewässerauswahl auch noch in Betracht ziehen würde, komme ich wahrscheinlich nurmehr 1-2 mal im Jahr ans Wasser.
Klar will der Großteil der Fliegenfischer nur in Gewässern mit reinen Naturaufkommen fischen, da nehme ich mich nicht aus.
Spielts aber schon lange nicht mehr, leider, oder sagen wir mal, es werden immer weniger Gewässer mit der Güte.
Die Umweltbelastungen, Temperaturänderungen, unkontrollierte Prädatorenzuwächse, Biberburgen in Aufzuchtbächen, usw.
Das alles und noch dazu das sich unser Hobby in den letzten 50 Jahren von einer akademischen Randerscheinung zum Mainstream entwickelt hat, trägt dazu bei das es kein Gewässer ohne Stützbesatz überlebt.
Langer rede kurzer Sinn, ich möchte meine ohnehin nicht in Massen vorhandene Freizeit am Wasser verbringen und auch gelegentlich einen Fisch fangen.
Ob das jetzt ein heimischer Stamm ist oder nicht, kann wahrscheinlich sogar bei Bachforellen nur ein Gentechniker feststellen, über das werd ich eben aus obengenannten Gründen nicht nachdenken.
Wenn ich den Genpool bei meiner Gewässerauswahl auch noch in Betracht ziehen würde, komme ich wahrscheinlich nurmehr 1-2 mal im Jahr ans Wasser.
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Re: Wann gilt ein Fisch als heimisch?
@Jürgen @Christian
Gleich einmal herzlichen Dank für eure Antworten!
Bevor aber die Diskussion in eine falsche Richtung geht - ich bin nicht gegen Besatz, da auch ich Realist bin. Irgendwann kommt die Zeit, wo alle noch froh sein werden, wenn wenigstens noch Besatzfische in den Bächen schwimmen.
Wenngleich mir Besatz aus abgestreiften Elterntieren am liebsten wäre, aber wenn‘s das Wasser nicht hergibt…. hilft alles nix.
Auch Besatz aus Aufzuchtbächen muss erst einmal möglich sein. Aber wie gesagt, wenn‘s das Wasser nicht hergibt ….
Worum es mir geht ist, es werden Fische, ohne lang nachzudenken (auch oder gerade von Behördenseite) als heimisch und somit als gut, und andererseits Fische als nicht heimisch und somit als schlecht beurteilt.
Wie Jürgen schon ganz richtig erwähnt hat - Bachforelle = heimisch = gut, Regenbogen = eingeführt (wenn auch schon vor über 100 Jahren) = nicht heimisch = schlecht.
Wie weit soll man da zeitlich zurück gehen?
In Italien (so hat mir gestern ein guter Freund aus Südtirol) erzählt, gibt es ein neues Gesetz, (ob bereits aktiv weiß ich jetzt nicht), nach dem Besatz nur mehr mit heimischen Fischen erfolgen darf. Als heimisch gilt, wenn eine nachweisbare Erwähnung vor Christoph Kolumbus existiert! Das würde die Gebirgsbäche ziemlich sicher sehr schnell leeren, da dort fast nur Saiblinge vorkommen, diese aber nicht als heimisch gelten! Die Marmorata (gilt als heimisch) wird aber gefördert, obwohl sie nur in wenigen Gewässern existieren kann!
In unseren Gewässern ist es nix anderes: Obwohl es über kurz oder lang der Bachforelle in den meisten Gewässern zu warm wird, wird sie gefördert. Die Regenbogen allerdings wird verteufelt und darf in vielen Gewässern nicht mehr besetzt werden, obwohl sie mit den wärmeren Gewässern sehr gut zurecht kommt und ausserdem sehr gut neben der Bachforelle lebt (ich befische unter anderem einen Bach, wo ich das sehr gut beobachten kann! Regenbogen und Bachforelle pflanzen sich dort natürlich fort.
Sollte man da die Begriffe heimisch und fremd nicht neu überdenken?
Gleich einmal herzlichen Dank für eure Antworten!
Bevor aber die Diskussion in eine falsche Richtung geht - ich bin nicht gegen Besatz, da auch ich Realist bin. Irgendwann kommt die Zeit, wo alle noch froh sein werden, wenn wenigstens noch Besatzfische in den Bächen schwimmen.
Wenngleich mir Besatz aus abgestreiften Elterntieren am liebsten wäre, aber wenn‘s das Wasser nicht hergibt…. hilft alles nix.
Auch Besatz aus Aufzuchtbächen muss erst einmal möglich sein. Aber wie gesagt, wenn‘s das Wasser nicht hergibt ….
Worum es mir geht ist, es werden Fische, ohne lang nachzudenken (auch oder gerade von Behördenseite) als heimisch und somit als gut, und andererseits Fische als nicht heimisch und somit als schlecht beurteilt.
Wie Jürgen schon ganz richtig erwähnt hat - Bachforelle = heimisch = gut, Regenbogen = eingeführt (wenn auch schon vor über 100 Jahren) = nicht heimisch = schlecht.
Wie weit soll man da zeitlich zurück gehen?
In Italien (so hat mir gestern ein guter Freund aus Südtirol) erzählt, gibt es ein neues Gesetz, (ob bereits aktiv weiß ich jetzt nicht), nach dem Besatz nur mehr mit heimischen Fischen erfolgen darf. Als heimisch gilt, wenn eine nachweisbare Erwähnung vor Christoph Kolumbus existiert! Das würde die Gebirgsbäche ziemlich sicher sehr schnell leeren, da dort fast nur Saiblinge vorkommen, diese aber nicht als heimisch gelten! Die Marmorata (gilt als heimisch) wird aber gefördert, obwohl sie nur in wenigen Gewässern existieren kann!
In unseren Gewässern ist es nix anderes: Obwohl es über kurz oder lang der Bachforelle in den meisten Gewässern zu warm wird, wird sie gefördert. Die Regenbogen allerdings wird verteufelt und darf in vielen Gewässern nicht mehr besetzt werden, obwohl sie mit den wärmeren Gewässern sehr gut zurecht kommt und ausserdem sehr gut neben der Bachforelle lebt (ich befische unter anderem einen Bach, wo ich das sehr gut beobachten kann! Regenbogen und Bachforelle pflanzen sich dort natürlich fort.
Sollte man da die Begriffe heimisch und fremd nicht neu überdenken?
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Re: Wann gilt ein Fisch als heimisch?
Bezüglich heimisch oder nicht stehe ich auch auf dem Standpunkt, daß Salmoniden, die sich selbst reproduzieren durchaus eine Berechtigung in den jeweiligen Gewässern haben, wo dies der Fall ist. Solche Bestände sollten dann aber nicht mehr durch weitere Besatzmaßnahmen dieser Fischarten gefährdet werden.
Bachforellen aus Zuchtbetrieben sollten aber auch nicht mehr in Gewässer besetzt werden, wo es noch selbst reproduzierende Bachforellen gibt, sie vermischen sich mit den heimischen Bachforellen und führen zu genetischen Fehlentwicklungen.
Es gibt mittlerweile doch eine Reihe von Gewässern, die völlig ohne Besatzmaßnahmen kommerziell bewirtschaftet werden. Sogar bis in die höchsten Gebirgslagen.
Und es ist erstaunlich, wie wirklich gute Fischbestände in Gewässern aufgebaut und erhalten werden können, von denen man es nie erwartet hätte. Trotz Vorkommen von allen Predatoren, die man lieber nicht am Wasser hätte!
Für mich haben Wildfische einen wesentlich höheren Stellenwert, als Besatzfische. Eine offensichtlich natürlich in einem Gewässer aus dem Ei geschlüpfte und aufgewachsene Bachforelle mit 25 cm ist für mich mindestens 10mal mehr wert, als zehn besetzte Bachforellen mit 40 cm.
LG Sepp
Bachforellen aus Zuchtbetrieben sollten aber auch nicht mehr in Gewässer besetzt werden, wo es noch selbst reproduzierende Bachforellen gibt, sie vermischen sich mit den heimischen Bachforellen und führen zu genetischen Fehlentwicklungen.
Es gibt mittlerweile doch eine Reihe von Gewässern, die völlig ohne Besatzmaßnahmen kommerziell bewirtschaftet werden. Sogar bis in die höchsten Gebirgslagen.
Und es ist erstaunlich, wie wirklich gute Fischbestände in Gewässern aufgebaut und erhalten werden können, von denen man es nie erwartet hätte. Trotz Vorkommen von allen Predatoren, die man lieber nicht am Wasser hätte!
Für mich haben Wildfische einen wesentlich höheren Stellenwert, als Besatzfische. Eine offensichtlich natürlich in einem Gewässer aus dem Ei geschlüpfte und aufgewachsene Bachforelle mit 25 cm ist für mich mindestens 10mal mehr wert, als zehn besetzte Bachforellen mit 40 cm.
LG Sepp